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Samstag, September 13, 2025
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Nvidias Probleme sind noch nicht vorbei: Erwarten Sie bald eine weitere Verkaufswarnung?

Einleitung: Die dunklen Wolken über dem KI-Giganten

Seit Jahren erscheint Nvidia als unaufhaltsamer Titan der Technologiebranche, angetrieben durch den künstlichen Intelligenz-Boom. Die Aktie legte seit 2022 870 Prozent Gewinn zu und erreichte eine Marktkapitalisierung von 4,3 Billionen US-Dollar, womit sie zum wertvollsten Unternehmen der Welt aufstieg . Doch hinter den rekordbrechenden Quartalszahlen und der scheinbar unermüdlichen Rallye mehren sich die Warnsignale, die Anleger ernst nehmen sollten.

Die jüngsten Entwicklungen deuten darauf hin, dass Nvidias Probleme keineswegs vorbei sind und eine Verkaufswarnung mehr als gerechtfertigt erscheint. Die enormen Erwartungen der Wall Street, geopolistische Spannungen und das Gesetz der großen Zahlen beginnen, den Chipriesen einzuholen. In diesem kritischen Analysis beleuchte ich die Fragilität hinter der Fassade des KI-Giganten und warne vor einem möglichen KI-Crash, der nicht nur Nvidia, sondern den gesamten Aktienmarkt erfassen könnte.

Die Abhängigkeit von den Big Four: Ein zweischneidiges Schwert

Nvidias Geschäftsmodell konzentriert sich immer stärker auf den Data-Center-Bereich, der im zweiten Quartal 2026 88 Prozent des Gesamtumsatzes ausmachte . Doch innerhalb dieses Segments zeigt sich eine beunruhigende Abhängigkeit: Etwa die Hälfte aller Rechenzentrums-Umsätze stammt von nur vier großen US-Tech-Konzernen – Alphabet (Google), Amazon, Microsoft und Meta . Diese extreme Konzentration macht Nvidia verwundbar für strategische Verschiebungen bei diesen Hyperscalern. Sollten nur einer dieser Giganten seine KI-Investitionen reduzieren oder diversifizieren, hätte dies unmittelbare Auswirkungen auf Nvidias Bottom Line.

Die jüngsten Quartalszahlen zeigen bereits erste Risse: Der Umsatz mit Supercomputern im Data-Center-Bereich stagnierte und ging im vergangenen Quartal sogar um ein Prozent zurück . Zwar konnte dieser Rückgang durch den Verkauf von H20-Chips im Wert von 600 Millionen Dollar an einen anonymen Großkunden teilweise aufgefangen werden, doch handelt es sich hierbei um eine einmalige Transaktion . Die underlying trend deutet auf eine Sättigung des Marktes hin, zumindest was die derzeitige Generation von KI-Chips betrifft.

Tabelle: Nvidias Umsatzverteilung nach Geschäftsbereichen (Q2 FY26)

GeschäftsbereichUmsatz (in Mrd. $)Anteil am GesamtumsatzJährliches Wachstum
Data Center41,188%56%
Gaming4,39%49%
Automotive0,5861,3%69%
Visualisierung0,6011,3%32%

Quelle: NVIDIA Financial Results

Das China-Dilemma: Eine milliardenschwere Lücke

Eines der drängendsten Probleme Nvidias ist der komplette Ausfall des chinesischen Marktes. China war einst einer der wichtigsten Absatzmärkte für Nvidia, doch durch die US-Exportbeschränkungen ist das Geschäft praktisch zum Erliegen gekommen . Die Dimension dieses Verlusts ist enorm: Nvidia selbst schätzt, dass mit den gedrosselten China-Chips (speziell dem H20-Modell) noch über vier Milliarden Dollar pro Quartal hätten erzielt werden können .

Doch nicht nur die US-Restriktionen bereiten Probleme. Auch die chinesische Regierung übt Druck aus: Unternehmen im Land werden angehalten, keine Nvidia-Chips mehr zu kaufen, sondern stattdessen bei heimischen Herstellern wie Huawei zu bestellen . Diese Entwicklung ist besonders brisant, da der chinesische Markt nicht nur als Absatzmarkt, sondern auch als Innovationshotspot von großer Bedeutung ist. Nvidia-CEO Jensen Huang selbst betonte die Bedeutung des Zugangs zum chinesischen Markt für US-Tech-Konzerne und verwies auf die Open-Source-Modelle der Chinesen als wichtigen Impulsgeber für die KI-Forschung .

Die jüngste Ankündigung einer möglichen Einigung zwischen Nvidia und der Trump-Administration – wonach Nvidia 15 Prozent seiner China-Umsätze an die US-Regierung abführen dürfte – bietet nur begrenzt Grund zur Hoffnung . Zum einen ist noch unklar, wie diese Regelung konkret umgesetzt werden soll, zum anderen könnte die zusätzliche Abgabe die Margen im China-Geschäft erheblich schmälern.

Die gesättigte Wachstumskurve: Das Gesetz der großen Zahlen

Nvidias Wachstumsraten waren in den vergangenen Quartalen phänomenal, doch zeigen sich nun erste Anzeichen einer Normalisierung. Nach fünf Quartalen mit dreistelligen Wachstumsraten in 2023 und 2024 verlangsamte sich das Wachstum auf 69% im Q1 2026 und voraussichtlich 53% im Q2 2026 . Zwar sind diese Raten für ein Unternehmen dieser Größe noch beachtlich, doch sie markieren eine Trendwende, die Anleger beachten sollten.

Besonders aufschlussreich ist die Entwicklung des Überraschungspotentials bei den Quartalszahlen. Während Nvidia im Jahr 2023 die Erwartungen der Analysten noch um 22 Prozent übertreffen konnte, lag diese Überraschung 2024 nur noch bei 8 Prozent und im laufenden Jahr bisher bei lediglich 2 Prozent . Dieser Trend zeigt, dass die Analysten allmählich lernen, die KI-Entwicklung besser vorherzusehen, und dass Nvidia es immer schwerer hat, die inzwischen astronomischen Erwartungen zu übertreffen.

Das Gesetz der großen Zahlen beginnt sich durchzusetzen: Je höher der Umsatz steigt, desto schwieriger wird es, die gleichen prozentualen Wachstumsraten beizubehalten . Nvidia müsste immer größere absolute Umsatzsteigerungen generieren, um das Wachstumstempo zu halten – eine Herausforderung, die angesichts der bereits jetzt rekordbrechenden Zahlen kaum zu bewältigen ist.

Die Bewertungsfalle: Wenn der Kurs der Realität vorauseilt

Trotz der jüngsten Kursrückgänge handelt es sich bei Nvidia nach wie vor um eine der teuersten Aktien am Markt. Die Bewertung scheint auf den ersten Blick mit einem KGV von 30 für 2026 moderat , doch diese Zahl täuscht darüber hinweg, dass die Erwartungen an die künftige Gewinnentwicklung außerordentlich hoch sind.

Investmentexperte Louis Gave von Gavekal warnt vor den Parallelen zur Dotcom-Blase Ende der 1990er Jahre . Seit der Veröffentlichung von ChatGPT im Jahr 2022 ist die gesamte Marktkapitalisierung in den USA um 23 Billionen Dollar gestiegen – mehr als die Börsenbewertungen in Europa, Großbritannien und Japan zusammen . Sollten sich die Milliardeninvestitionen in KI als Luftnummer erweisen, könnte dies zu einer deutlichen Korrektur führen.

Historisch betrachtet ist die Nvidia-Aktie extrem volatil: Seit dem Börsengang im Jahr 2000 musste sie sieben Mal die Hälfte ihres Wertes einbüßen . Sollte sich ein solcher Crash wiederholen, hätte dies aufgrund der Größe und Bedeutung Nvidias erhebliche Auswirkungen auf den gesamten Aktienmarkt. Nvidia macht immerhin 7,5 Prozent des S&P 500 aus .

Konkurrenz und technologische Risiken: Die Bedrohung von allen Seiten

Nvidias technologische Führungsposition ist zunehmend bedroht. Auf der einen Seite drängen etablierte Halbleiter-Konkurrenten wie AMD und Intel in den Markt, auf der anderen Seite entwickeln große Cloud-Anbieter wie Google, Amazon und Microsoft zunehmend eigene KI-Chips . Diese Entwicklung könnte langfristig die Abhängigkeit Nvidias von genau diesen Kunden reduzieren – und damit das Geschäftsmodell fundamental infrage stellen.

Hinzu kommen technologische Risiken. Der Übergang zur nächsten Chip-Generation (Rubin) verläuft nach Berichten aus Asien nicht reibungslos . Sollten sich Produktionsprobleme bestätigen, könnte dies den technologischen Vorsprung Nvidias gefährden und die Tür für Konkurrenten öffnen.

Auch die Exportbeschränkungen für China zwingen Nvidia zur Entwicklung gedrosselter Chip-Versionen, die den US-Beschränkungen entsprechen, aber dennoch wettbewerbsfähig sind. Diese Notwendigkeit bindet Entwicklungsressourcen und könnte die Innovationsgeschwindigkeit in anderen Bereichen verlangsamen.

Nvidias Probleme

Die KI-Blase: Warnsignale von unerwarteter Seite

Selten hat man erlebt, dass die Protagonisten eines Booms selbst vor den überzogenen Erwartungen warnen – doch genau das ist im KI-Sektor der Fall. Sam Altman, CEO von OpenAI, sagte kürzlich, er glaube, dass „Investoren insgesamt übermäßig aufgeregt über KI“ seien, und nannte die Entwicklung sogar eine „Blase . Diese Aussage ist bemerkenswert, da OpenAI zu den größten Nutznießern des KI-Booms gehört und selbst eine Bewertung in der Höhe von mehreren hundert Milliarden Dollar aufweist.

Zwar betonte OpenAIs CFO Sarah Friar, dass das Unternehmen „konstant“ nicht genug Rechenleist habe , doch deuten verschiedene Indikatoren auf eine mögliche Überhitzung hin. Louis Gave verweist auf die jüngst eher ernüchternde Prognose des Halbleiter-Ausrüsters ASML oder das Zögern asiatischer Unternehmen aufgrund der unklaren Zoll-Situation .

Die große Frage ist, ob die erwarteten Produktivitätssteigerungen durch KI tatsächlich eintreten werden. Sollte diese Realisierung ausbleiben oder später kommen als erwartet, könnten die großen Tech-Konzerne ihre Investitionen reduzieren – mit unmittelbaren Auswirkungen auf Nvidias Umsatz und Gewinn.

Blackwell: Lichtblick oder letzter Höhenflug?

Die neue Blackwell-Chip-Generation von Nvidia wird oft als Heilsbringer dargestellt, der das Wachstum für die kommenden Quartale sichern wird. Tatsächlich sind die Zahlen beeindruckend: Die Blackwell-Umsätze stiegen von 11 Milliarden Dollar im Vorquartal auf 27 Milliarden Dollar im Q1 2026 und machen damit etwa 70% der Data-Center-Umsätze aus . Das Wachstum der Blackwell-Umsätze betrug im Q2 2026 17% gegenüber dem Vorquartal .

Doch auch hier mehren sich die Warnsignale. Nvidia selbst räumte ein, dass Blackwell nicht durch die Nachfrage, sondern durch das Angebot limitiert ist – also durch die Anzahl der Chips, die die Partner bauen und versenden können . Diese Aussage klingt auf den ersten Blick positiv, deutet aber darauf hin, dass die Nachfrage zwar hoch ist, aber möglicherweise nicht so exorbitant, wie viele Anleger erwarten.

Die nächste Generation, Blackwell Ultra, wird voraussichtlich in der zweiten Hälfte des Jahres 2025 ausgeliefert . Sollte der Übergang zu dieser neuen Generation nicht reibungslos verlaufen oder sollte die Nachfrage nach der aktuellen Generation schneller nachlassen als erwartet, könnte dies die Wachstumsprognosen erheblich durcheinanderbringen.

Tabelle: Entwicklung der Nvidia-Umsätze und Wachstumsraten

QuartalUmsatz (in Mrd. $)Jährliches WachstumBemerkungen
Q4 FY2422,1Basisperiode
Q4 FY2539,378%
Q1 FY2644,169%Erste Verlangsamung
Q2 FY2646,756%Weitere Verlangsamung
Q3 FY26 (Prognose)54,0~50%Erwartete weitere Verlangsamung

Quelle: NVIDIA Financial Results

Geopolitische Risiken: Die Weltkarte der KI wird neu gezeichnet

Die technologische Landschaft wird zunehmend von geopolitischen Faktoren beeinflusst. Immer mehr Nationen verfolgen souveräne KI-Strategien (Sovereign AI), um ihre Abhängigkeit von US-Technologie zu verringern . In Europa und Asien arbeiten Länder wie die Schweiz, Japan, Indonesien und Norwegen mit Telekommunikationsanbietern zusammen, um eigene KI-Fabriken aufzubauen, die proprietäre, lokale Daten nutzen können .

Diese Entwicklung könnte langfristig die dominante Position Nvidias auf dem globalen KI-Markt untergraben. Zwar profitiert Nvidia kurzfristig von diesen Projekten – viele davon verwenden Nvidia-Hardware –, doch langfristig könnten sie dazu beitragen, alternative Ökosysteme zu etablieren, die unabhängiger von Nvidia werden.

Hinzu kommen die bereits erwähnten Handelskonflikte zwischen den USA und China, die Nvidias Zugang zu einem der wichtigsten Zukunftsmärkte erschweren. Die jüngsten Forderungen der US-Regierung nach einer Beteiligung von 15% am China-Umsatz schmälern nicht nur die Gewinnmargen, sondern schaffen auch zusätzliche administrative Hürden und Unsicherheiten .

Fazit und Ausblick: Warum eine Verkaufswarnung gerechtfertigt ist

Die Analyse der jüngsten Entwicklungen bei Nvidia zeigt ein komplexes Bild eines Unternehmens an einem kritischen Wendepunkt. Einerseits beherrscht Nvidia nach wie vor den KI-Chip-Markt und profitiert von den megaskaligen Investitionen der Cloud-Giganten in KI-Infrastruktur. Die Blackwell-Architektur setzt vorläufig den Standard für KI-Berechnungen, und die Nachfrage bleibt auf absehbare Zeit hoch.

Andererseits mehren sich die Risikofaktoren: Die extreme Abhängigkeit von nur vier großen Kunden, der komplette Ausfall des chinesischen Marktes, die gesättigten Wachstumsraten und die überzogenen Bewertungen deuten auf schwierigere Zeiten hin. Die Warnungen von KI-Insidern wie Sam Altman vor einer möglichen KI-Blase sollten ernst genommen werden, insbesondere von Anlegern, die in den letzten Jahren massiv in Nvidia investiert haben.

Meine Einschätzung als kritischer Beobachter der Tech-Szene ist, dass eine Verkaufswarnung für Nvidia derzeit gerechtfertigt ist. Dies bedeutet nicht, dass das Unternehmen langfristig an Wert verlieren wird – die KI-Revolution ist real und wird die Welt nachhaltig verändern. Doch die kurzfristigen Erwartungen scheinen überzogen, und die Aktie dürfte in den kommenden Quartalen eine Phase der Konsolidierung und möglicherweise erheblicher Korrekturen durchlaufen.

Anleger sollten ihre Positionen überprüfen und gegebenenfalls teilweise reduzieren, um sich auf volatilere Zeiten vorzubereiten. Die Tage der stetigen Aufwärtsrallye scheinen vorerst vorbei zu sein – Nvidias Probleme sind noch nicht vorbei, und eine Verkaufswarnung ist mehr als angebracht.

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