Das Wichtigste in Kürze
- Die antizyklische Chance: Ashish Shah, CIO bei Goldman Sachs, rät dazu, zu kaufen, wenn die Angst im Markt groß ist. Entscheidend ist die Unterscheidung zwischen Panikverkäufen und strategischen Einstiegen.
- Dole plc (DOLE): Trotz Inflationsdruck und leicht verfehlter Gewinnziele bietet Doles globale Infrastruktur und defensiver Charakter (Grundnahrungsmittel) ein überzeugendes Risiko-Ertrags-Verhältnis. Analysten sehen ein Wachstumspotenzial von ca. 91 %.
- Melco Resorts (MLCO): Eine Wette auf die Erholung des asiatischen Tourismus und Glücksspiels. Mit der Wiedereröffnung Macaus und steigenden Besucherzahlen ist die Aktie im Verhältnis zu ihren Vermögenswerten unterbewertet. Analysten prognostizieren bis zu 125 % Kursgewinn.
- Bewertungskennzahlen: Beide Aktien werden im Verhältnis zu ihrem zukünftigen Ertragspotenzial mit attraktiven Free-Cash-Flow-Renditen gehandelt.
Ist es Zeit, die Angst zu kaufen?
In der Welt des Investierens gibt es wohl kaum einen bekannteren – und schwieriger zu befolgenden – Ratschlag als den, zu kaufen, „wenn die Kanonen donnern“ oder andere ängstlich sind. Die menschliche Psychologie drängt Anleger bei steigender Volatilität instinktiv zum Ausstieg. Erfahrene institutionelle Investoren wissen jedoch, dass Marktvolatilität oft die lukrativsten Diskrepanzen zwischen dem Aktienkurs eines Unternehmens und seinem inneren Wert schafft.
Laut Ashish Shah, Chief Investment Officer bei Goldman Sachs, bietet das aktuelle Marktumfeld genau diese Art von Gelegenheit. Trotz der breiten Verunsicherung durch die Geldpolitik der US-Notenbank und makroökonomischer Gegenwinde warnt Shah davor, untätig an der Seitenlinie zu stehen. Seine Haltung ist klar: Kaufen Sie Qualitätswerte, wenn Angst das Narrativ dominiert, aber stellen Sie sicher, dass Sie nicht einfach aus „FOMO“ (Fear Of Missing Out) handeln. Sie brauchen fundamentale Stärke.
Basierend auf dieser Philosophie haben die Analysten von Goldman Sachs zwei spezifische Unternehmen isoliert – Dole plc und Melco Resorts & Entertainment –, die als deutlich unterbewertet gelten. Ihre Analyse deutet darauf hin, dass diese Aktien nicht nur widerstandsfähig sind, sondern vor einem explosiven Wachstum stehen, mit Kurszielen, die Gewinne von 90 % oder mehr implizieren.
Diese Analyse schlüsselt die spezifische These für jede Aktie auf und untersucht, warum gerade diese Titel in einem überfüllten, ängstlichen Markt hervorstechen.
Die Investment-Philosophie: Navigieren in volatilen Märkten
Was bedeutet es wirklich, „die Angst zu kaufen“?
Bevor wir uns den konkreten Aktienempfehlungen widmen, ist es wichtig, die Makro-These hinter diesen Empfehlungen zu verstehen. Wenn Jerome Powell und die Fed eine straffe Geldpolitik signalisieren, reagieren die Märkte typischerweise mit Abverkäufen. Diese reflexartige Reaktion straft oft alle Aktien unterschiedslos ab und zieht Qualitätsunternehmen mit starken Cashflows ebenso nach unten wie spekulative Vermögenswerte.
Goldman Sachs suggeriert, dass dieser pauschale Ausverkauf eine „Kauffalle“ für Uninformierte, aber ein „Kauffenster“ für Strategen schafft. Der Unterschied liegt in der Qualität des zugrunde liegenden Vermögenswerts. Ein scheiterndes Unternehmen zu kaufen, nur weil es billig ist, ist gefährlich; einen Marktführer zu kaufen, weil er unfair abgewertet wurde, ist profitabel.
Der Fehler des „Abwartens“
Ein häufiger Fehler von Privatanlegern in volatilen Phasen ist der komplette Rückzug in Bargeld. Ashish Shah warnt vor dieser Mentalität. Die Inflation zehrt an der Kaufkraft des Bargelds, was bedeutet, dass das Fernbleiben vom Markt real garantierte Verluste bedeutet. Die Alternative besteht darin, Unternehmen zu finden mit:
- Preissetzungsmacht: Die Fähigkeit, Kosten an Verbraucher weiterzugeben (z. B. Lebensmittel).
- Erholungspotenzial: Vermögenswerte, die sich erholen werden, sobald spezifische Gegenwinde (wie Pandemien oder Regulierungen) nachlassen.
Aktien-Tipp #1: Dole plc (DOLE)
Schnelle Antwort: Warum Dole?
Die These: Gegessen wird immer, unabhängig von der Wirtschaftslage. Dole ist der weltweite Marktführer für frisches Obst und Gemüse. Die Aktie wurde durch temporäre Logistikkosten und Währungsschwankungen gebeutelt, was einen Einstiegspunkt mit enormem Wertpotenzial („Deep Value“) schafft.
Das Potenzial: Analyst Adam Samuelson prognostiziert ein Kursziel von 17 USD, was einem Aufwärtspotenzial von ca. 91 % entspricht.
Unternehmensprofil und globaler Wettbewerbsvorteil
Dole ist nicht nur eine Obstmarke; es ist ein Logistik- und Lieferketten-Gigant. Mit Hauptsitz in Dublin, Irland, ist es der weltgrößte Produzent von Obst und Gemüse. Um die Größe seines „Burggrabens“ – des Wettbewerbsvorteils, der Marktanteile schützt – zu verstehen, betrachten Sie die Vermögensbasis:
- Vertrieb: Über 300 Produkte in 90 Ländern.
- Belegschaft: 74.300 Mitarbeiter in 162 Vertriebs- und Produktionszentren.
- Infrastruktur: Eigene Verpackungsanlagen, Kühlhäuser, Salatverarbeitungsbetriebe und eine Flotte von 13 eigenen Frachtschiffen.
Diese vertikale Integration ermöglicht es Dole, sein Schicksal effektiver zu kontrollieren als kleinere Wettbewerber, die auf Drittanbieter-Logistik angewiesen sind.
Finanz-Check: Umsatz vs. Gewinn
In den jüngsten Quartalsberichten zeigte Dole die klassische Dynamik von „Umsatz übertrifft Erwartungen, Gewinn verfehlt Ziele“, die oft in Hochinflationsphasen zu beobachten ist.
- Umsatz: 2,36 Milliarden USD (ein Anstieg von 95 % gegenüber dem Vorjahr).
- Gewinn pro Aktie (EPS): 0,44 USD (Non-GAAP), über den Erwartungen von 0,36 USD.
- Das Problem: Die bereinigte EBITDA-Prognose wurde auf 330–350 Millionen USD gesenkt.
Warum die Aktie fiel:
Investoren reagierten zunächst negativ auf die gesenkte Prognose. Die „weniger lineare Ertragserholung“ verunsicherte den Markt. Kosten im Segment „Frisches Gemüse“ und Währungsgegenwinde (ein starker Dollar schadet der internationalen Umsatzumrechnung) belasteten die Rentabilität.
Der Goldman Bull-Case: Warum die Reaktion falsch ist
Goldman Sachs Analyst Adam Samuelson argumentiert, dass die Marktreaktion kurzsichtig ist. Er erkennt die Enttäuschung über die gesenkte Prognose an, betont aber die Stärke der Bilanz.
Wichtige Bewertungskennzahlen:
Samuelson verweist auf die Free Cash Flow (FCF) Rendite. Die FCF-Rendite ist ein Maß für die finanzielle Leistungsfähigkeit, das den freien Cashflow, den ein Unternehmen pro Aktie generiert, ins Verhältnis zu seinem Marktwert pro Aktie setzt.
- Geschätzte FCF-Rendite 2022: ~10 %
- Geschätzte FCF-Rendite 2023: ~16 %
Was das bedeutet:
Eine zweistellige FCF-Rendite ist für eine defensive Aktie aus dem Basiskonsumgüterbereich selten. Sie deutet darauf hin, dass die Aktie für den Katastrophenfall bepreist ist, das Unternehmen aber dennoch signifikanten Cashflow generiert. Der in Berichten erwähnte „Aufbau des Betriebskapitals“ ist oft temporär – Inventar, das schließlich verkauft und in Bargeld umgewandelt wird.
Konsensmeinung
Samuelson steht nicht allein da. Der breitere Wall-Street-Konsens bewertet DOLE als „Moderate Buy“ (Moderater Kauf). Das durchschnittliche Kursziel liegt bei etwa 16 USD, was die These einer 80-90%igen Rallye stützt. Das Risiko-Ertrags-Verhältnis ist stark zugunsten des Käufers geneigt, vorausgesetzt, er kann kurzfristige Volatilität bei Gemüsepreisen tolerieren.
Aktien-Tipp #2: Melco Resorts & Entertainment (MLCO)
Schnelle Antwort: Warum Melco?
Die These: Melco ist eine Wette auf die Wiedereröffnung („Reopening Play“). Als stark in Asien engagierter Casinobetreiber litt das Unternehmen überproportional unter den Pandemie-Lockdowns. Da die Beschränkungen fallen und der Tourismus zurückkehrt, wird erwartet, dass der Umsatz schnell auf das Vor-Pandemie-Niveau zurückschnellt.
Das Potenzial: Analyst Simon Cheung setzt ein Kursziel von 13 USD, was einem massiven Aufwärtspotenzial von 125 % entspricht.
Das Portfolio
Melco operiert in der Welt der integrierten Resorts mit hohen Einsätzen. Im Gegensatz zu einer Standard-Hotelkette handelt es sich hierbei um riesige Unterhaltungskomplexe, die Einnahmen durch Glücksspiel, Luxusunterkünfte und Einzelhandel generieren.
- City of Dreams (Macau): Das Flaggschiff-Resort im Wert von 2,4 Milliarden USD mit 511 Spieltischen, 572 Spielautomaten und Ultra-Luxus-Villen.
- Internationaler Fußabdruck: Zu den Beteiligungen gehören Altira Macau, Studio City Macau, City of Dreams Manila (Philippinen) und City of Dreams Mediterranean (Zypern).
Die Turnaround-Story
Das Bären-Szenario für Melco war jahrelang offensichtlich: COVID-19 zerstörte den Reiseverkehr in China und Macau.
- Die Auswirkung: Der Umsatz fiel in schwierigen Quartalen um 47,7 % im Jahresvergleich, was zu EBITDA-Verlusten führte.
- Die Wende: Jüngste Daten deuten auf einen Umschwung hin. Die Besucherzahlen in Macau stiegen in den von Analysten referenzierten Zeiträumen Woche für Woche um 43 %.
Diese Kennzahl ist der „grüne Trieb“, nach dem Investoren suchen. Im Casinogeschäft sind die Fixkosten hoch. Sobald die Einnahmen diese Kosten decken (Break-Even-Point), fließt fast jeder zusätzliche Dollar Umsatz direkt in den Gewinn. Dieser operative Hebel bedeutet, dass ein Anstieg der Besucherzahlen um 40 % zu einem deutlich höheren Gewinnanstieg führen kann.
Umgang mit Risiken: Delisting und Regulierung
Die Melco-Aktie wird derzeit nicht nur wegen COVID mit einem Abschlag gehandelt, sondern auch wegen regulatorischer Ängste.
- Macau-Lizenzen: Es gab Befürchtungen bezüglich der Erneuerung von Glücksspiellizenzen in Macau.
- US-Delisting (HFCAA): Ängste, dass chinesische und in Hongkong ansässige Unternehmen von US-Börsen genommen werden könnten, wenn sie Prüfungsvorgaben nicht erfüllen.
Das Goldman-Gegenargument:
Simon Cheung glaubt, dass diese Risiken eingepreist sind – und mehr als das. Die Aktie war zum Zeitpunkt der Analyse seit Jahresbeginn um 43 % gefallen. Cheung argumentiert, dass die Fundamentaldaten stark bleiben. Melco hat Refinanzierungsrunden erfolgreich gemeistert und kurzfristige Liquiditätsprobleme gelöst. Das Geschäft außerhalb von Macau (Manila und Zypern) läuft wieder an und bietet einen Cashflow-Puffer, bis Macau wieder voll online ist.
Konsensmeinung
Wie Dole genießt auch Melco ein „Moderate Buy“-Rating im Konsens. Während Goldman mit einem Ziel von 13 USD am bullischsten ist, impliziert selbst das durchschnittliche Ziel von 9,67 USD ein Wachstum von fast 70 %. Dies stellt ein klassisches „Deep Value“-Szenario dar, bei dem der Vermögenswert (die physischen Resorts und Lizenzen) die aktuelle Marktkapitalisierung weit übersteigt.
Strategische Analyse: Warum genau diese beiden Aktien?
Es ist aufschlussreich zu betrachten, warum Goldman Sachs diese beiden unterschiedlichen Picks gepaart hat. Sie repräsentieren eine Hantel-Strategie (Barbell Strategy):
| Merkmal | Dole (DOLE) | Melco (MLCO) |
|---|---|---|
| Sektor | Basiskonsumgüter | Zyklische Konsumgüter |
| Haupttreiber | Defensiv / Notwendigkeit | Zyklisch / Erholung |
| Risikofaktor | Inflation / Lieferkette | Regulierung / Pandemie |
| Kaufgrund | Stabiler Cashflow unterbewertet | Notleidender Vermögenswert mit hohem Hebel |
Durch den Besitz beider Titel erhält ein Investor Exposure zur „Must-have“-Ökonomie (Nahrung) und zur „Want-to-have“-Ökonomie (Reisen/Freizeit), die beide derzeit mit starken Abschlägen gehandelt werden.
Was Sie wissen müssen: Die Kennzahlen verstehen
Um diese Chancen selbst bewerten zu können, müssen Sie die wichtigsten Finanzbegriffe der Goldman-Analyse verstehen.
1. EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen)
Dies ist ein Maß für die operative Leistungsfähigkeit eines Unternehmens.
- Warum es hier wichtig ist: Für anlagenintensive Unternehmen wie Dole (Schiffe/Fabriken) und Melco (Resorts) können Abschreibungen enorme „Papierkosten“ sein, die den Nettogewinn senken. Das EBITDA gibt ein klareres Bild des tatsächlichen operativen Cashflows.
2. Free Cash Flow (FCF) Rendite
Der FCF ist das Bargeld, das ein Unternehmen generiert, nachdem die Ausgaben für den Erhalt der Betriebsfähigkeit abgezogen wurden.
- Warum es hier wichtig ist: Eine hohe FCF-Rendite (wie Doles 10-16 %) bedeutet, dass das Unternehmen theoretisch riesige Dividenden zahlen, Aktien zurückkaufen oder Schulden schnell tilgen könnte. Es ist der ultimative Indikator für eine „billige“ Aktie.
3. Chance-Risiko-Verhältnis
Dies berechnet den potenziellen Gewinn eines Handels im Verhältnis zu seinem potenziellen Verlust.
- Warum es hier wichtig ist: Mit Dole bei ~9 USD und einem Ziel von 17 USD beträgt das Aufwärtspotenzial 8 USD. Wenn die Unterstützung nach unten bei 7 USD liegt, riskieren Sie 2 USD, um 8 USD zu machen – ein Verhältnis von 4:1, was für institutionelle Anleger höchst attraktiv ist.
Ist Dole eine gute Aktie für Dividenden?
Während sich die Goldman-Analyse auf den Kapitalzuwachs konzentriert, sind Unternehmen mit hohen Free-Cash-Flow-Renditen wie Dole traditionell gut positioniert, um Dividenden zu zahlen oder zu erhöhen. Anleger sollten jedoch die aktuelle Dividendenrendite und Ausschüttungsquote prüfen, da das Unternehmen möglicherweise Schuldenabbau oder Reinvestitionen priorisiert.
Was sind die Risiken bei Macau-Casino-Aktien?
Die Hauptrisiken sind geopolitischer und regulatorischer Natur. Änderungen der Visapolitik für chinesische Touristen, strenge Null-COVID-Politiken (historisch) und Lizenzverlängerungen durch die Regierung von Macau sind die Haupttreiber der Volatilität. Diese Risiken sind jedoch oft genau das, was die Aktien billig genug macht, um 100 %+ Aufwärtspotenzial zu bieten.
Wie genau sind Kursziele von Goldman Sachs?
Kursziele von Analysten sind Prognosen, die auf Modellen basieren, keine Garantien. Ein Ziel von 17 USD für Dole geht davon aus, dass der Markt das Unternehmen schließlich mit einem bestimmten Vielfachen seiner Gewinne bewerten wird. Obwohl Goldman Sachs eine erstklassige Institution ist, sollten Anleger diese Ziele als Richtschnur für die potenzielle Größenordnung nutzen, nicht als Leistungsversprechen.
Was bedeutet „Moderate Buy“?
Ein „Moderate Buy“-Konsens auf Plattformen wie TipRanks bedeutet, dass zwar die Mehrheit der Analysten optimistisch ist, es aber einige Gegenstimmen gibt, die „Halten“ empfehlen. Es deutet meist auf einen starken Investment-Case hin, der jedoch noch spezifische Risiken birgt, die ein einstimmiges „Strong Buy“ verhindern.
Der Mut zum Handeln
Die Analyse von Goldman Sachs erinnert daran, dass sich die besten Investitionen im Moment der Ausführung oft unbequem anfühlen. Einen Casinobetreiber zu kaufen, wenn der Tourismus am Boden liegt, oder einen Obstproduzenten, wenn Lieferketten gestört sind, erfordert Überzeugung.
Die Daten weisen jedoch auf eine klare Schlussfolgerung hin: Der Markt hat überreagiert.
Bei Dole ignoriert der Markt den immensen Wert der globalen Lieferkette und die stetige Nachfrage nach Lebensmitteln. Bei Melco preist der Markt die Aktie so ein, als würden die Pandemiebeschränkungen ewig andauern, und ignoriert die unvermeidliche Rückkehr des Freizeitreisens.
Nächste Schritte:
- Portfolio-Check: Haben Sie Exposure zu Value-/Recovery-Plays oder sind Sie im Tech-Sektor übergewichtet?
- Due Diligence: Lesen Sie die neuesten Quartalsberichte für DOLE und MLCO, um sicherzustellen, dass die These noch Bestand hat.
- Technische Analyse: Suchen Sie nach Preisstabilisierungen als Einstiegspunkt, anstatt zu versuchen, in ein fallendes Messer zu greifen.
Haftungsausschluss: Die in diesem Artikel geäußerten Meinungen sind ausschließlich die der vorgestellten Analysten. Der Inhalt dient nur zu Informationszwecken. Es ist sehr wichtig, dass Sie Ihre eigene Analyse durchführen, bevor Sie eine Investition tätigen.
Deep Dive: Der makroökonomische Kontext
Um das 90-prozentige Aufwärtspotenzial voll zu würdigen, müssen wir über die spezifischen Unternehmen hinausblicken und die sektoralen Dynamiken verstehen.
Der Sektor für frische Produkte: Inflationssicher?
Dole operiert in einem Sektor, der oft als „defensiv“ bezeichnet wird.
- Unelastische Nachfrage: Verbraucher sparen vielleicht bei Netflix-Abos oder neuen iPhones, aber selten bei Bananen und Gemüse. Dies schafft einen Boden für Doles Umsatz.
- Das Inflations-Paradoxon: Während Inflation Doles Kosten erhöht (Treibstoff, Dünger), bläht sie auch die Umsatzlinie auf, da Lebensmittelpreise steigen. Historisch gesehen geben Top-Tier-Lebensmittelproduzenten diese Kosten schließlich an den Verbraucher weiter und stellen ihre Margen wieder her. Die Zeitverzögerung zwischen Kostenanstieg und Preiserhöhung ist das Zeitfenster für die „Kaufgelegenheit“.
Der Resort-Sektor: Das Phänomen „Rache-Reisen“
Melco wettet auf das psychologische Phänomen des „Revenge Travel“ (Rache-Reisen). Nach Jahren der Lockdowns zeigen Verbraucher weltweit die Bereitschaft, überproportional viel für Erlebnisse und Reisen auszugeben.
- VIP vs. Massenmarkt: Analysten bevorzugen das Massenmarkt-Segment für die Erholung, da es höhere Margen bietet und weniger anfällig für regulatorische Maßnahmen gegen Junket-Betreiber (Vermittler für High Roller) ist.
- Diversifikationsstrategie: Melcos Expansion nach Zypern ist ein strategischer Schachzug. Es reduziert die Abhängigkeit vom asiatischen Markt und erschließt europäischen und nahöstlichen Tourismus.
Logistik als Bewertungsfaktor
Ein oft übersehener Aspekt von Doles Bewertung ist seine Flotte von 13 Schiffen. In einer Zeit globaler Lieferengpässe ist der Besitz eigener Logistik ein massiver Vermögenswert.
- Kontrolle: Dole muss nicht um Platz auf Containerschiffen betteln; sie betreiben ihre eigenen.
- Substanzwert: Die Wiederbeschaffungskosten dieser Schiffe sind explodiert. Würde man den „Zerschlagungswert“ von Dole berechnen, könnte dieser die aktuelle Marktkapitalisierung übersteigen. Dies bietet Investoren eine „Sicherheitsmarge“.
Die Rolle institutioneller Investoren
Beide Aktien stehen im Fokus institutioneller Anleger. Wenn Banken wie Goldman Sachs „Buy“-Ratings vergeben, geht dies oft einer institutionellen Akkumulation voraus. Fonds suchen nach Liquidität und Größe – beides bieten Dole und Melco. Privatanleger, die kaufen, bevor das große institutionelle Geld zurückfließt, sind diejenigen, die die 90 % Gewinne realisieren.
Schlussgedanken zum Portfolioaufbau
Das Hinzufügen von Dole und Melco zu einem Portfolio sollte unter dem Gesichtspunkt der Diversifikation betrachtet werden.
- Dole fungiert als Anker. Es bietet Stabilität, Sachwerte und essenzielle Produkte. Eine Aktie für 3-5 Jahre.
- Melco fungiert als Segel. Es fängt den Wind der wirtschaftlichen Erholung ein. Es ist volatiler, bietet aber den Antrieb für überdurchschnittliche Gewinne. Eine Aktie für einen 12-24-monatigen Erholungszyklus.
Das Urteil ist klar: Die Angst im Markt ist greifbar, aber für diejenigen, die bereit sind, auf die Daten zu schauen – die Schiffsflotten von Dole, die zurückkehrenden Massen in Macau –, ist die Chance unbestreitbar. Das 90-prozentige Aufwärtspotenzial ist kein Glücksspiel; es ist eine kalkulierte Projektion, die auf der Rückkehr der Vermögenswerte zum Mittelwert basiert.
