Gibt es Leben auf dem Mars? Diese berühmte Frage, die David Bowie 1971 in seinem Lied aufgriff, war bereits lange vor der Veröffentlichung des Songs beantwortet. Schon damals galt die Vorstellung, dass auf dem Mars Leben existiert, als widerlegt. Einen Wendepunkt markierte die Nacht vom 14. auf den 15. Juli 1965, als die Raumsonde Mariner 4 der NASA die ersten Nahaufnahmen vom Mars zur Erde funkte. Diese bahnbrechenden Fotos, die vor 60 Jahren gemacht wurden, zerstörten viele Mythen und Spekulationen über den Roten Planeten.
Die Vorstellung von Leben auf dem Mars
Bevor diese Bilder entstanden, beflügelte die Idee eines belebten Mars die Fantasie von Wissenschaftlern, Autoren und Träumern gleichermaßen. Schon 1877 beobachtete der italienische Astronom Giovanni Schiaparelli dunkle Linien, die die Marsoberfläche durchzogen. Er nannte sie „canali“ (Kanäle/ Rinnen) und löste damit ein weitreichendes Missverständnis aus. Englischsprachige Beobachter verstanden „canali“ als künstlich angelegte „canals“ (Kanäle), was auf Bauwerke intelligenter Wesen hinzudeuten schien.
Das befeuerte leidenschaftliche Spekulationen. Wenn es auf dem Mars Wasser gab, könnte es dort vielleicht auch Leben geben, ähnlich wie auf der Erde. Zu den bekanntesten Verfechtern dieser Idee zählte der amerikanische Amateurastronom Percival Lowell, der sich um die Wende des 20. Jahrhunderts für das Thema begeisterte. Lowells Vorstellungen inspirierten eine Welle von Science-Fiction-Literatur: Autoren wie H.G. Wells (Krieg der Welten) und Edgar Rice Burroughs (Schöpfer der John Carter-Reihe) erschufen ganze Welten, in denen Mars voller außerirdischer Zivilisationen war.
Mariner 4 zeigt die Realität
Auch als die Wissenschaft die fantasievollen Vorstellungen zunehmend mit gesunder Skepsis betrachtete, hielten viele weiterhin an der Hoffnung auf Leben auf dem Mars fest – vielleicht Vegetation oder primitive Lebensformen. Diese Hoffnung stellte sich 1965 endgültig als unbegründet heraus.
Nach einer achtmonatigen Reise wurde Mariner 4 das erste Raumschiff, das am Mars vorbeiflog und 22 grobkörnige Fotos übermittelte. Jede Übertragung dauerte Stunden, doch diese Bilder waren ein riesiger Fortschritt für die Raumfahrt. Sie zeigten eine öde, von Kratern übersäte Landschaft – ganz anders als die erträumten Wasserstraßen und fruchtbaren Ebenen. Das Terrain ähnelte vielmehr dem Mond der Erde mit Einschlagskratern, die von Frost überzogen waren. Das Fehlen von Kanälen, fließendem Wasser oder jeglichen Lebenszeichen machte eines deutlich: Mars war eine kalte, trostlose Welt mit einer extrem dünnen Atmosphäre – und unwirtlich für Leben, wie wir es kennen.
Obwohl die Fotos nur etwa ein Prozent der Marsoberfläche abdeckten, reichten sie aus, um jahrzehntelange romantische Vorstellungen zu widerlegen. Wo kein Wasser ist, ist auch kein Leben – so glaubte man zumindest damals.
Der Traum einer menschlichen Präsenz auf dem Mars
So sehr Mariner 4 viele Mythen zerstörte, so sehr entfachte die Mission auch eine neue, wissenschaftlichere Neugierde. Heute setzt der Perseverance-Rover der NASA diese Suche fort und durchkämmt das Marsgelände nach Spuren von urzeitlichem, mikrobiellem Leben. Es stellt sich heraus: Mars war nicht immer so trocken und leblos wie heute. Vor Milliarden von Jahren gab es dort flüssiges Wasser, eine dichtere Atmosphäre und vielleicht sogar lebensfreundliche Bedingungen.
Die Aussicht, dass Menschen eines Tages den Mars betreten, ist längst keine reine Science-Fiction mehr. Raumfahrtbehörden wie die NASA und private Visionäre wie SpaceX-Gründer Elon Musk entwickeln Technologien, die diesen Traum Wirklichkeit werden lassen sollen. Die NASA plant, in den 2030er Jahren Astronauten zum Mars zu schicken, mit dem Ziel, dort nachhaltige Basen zu errichten. Auch China strebt bemannte Marsmissionen an, möglicherweise ab 2033.
Unterdessen stellt sich Musk eine selbstversorgende Marskolonie vor, die auch für abenteuerlustige Zivilisten zugänglich ist. „Wir wollen es jedem ermöglichen, auch Ihnen oder Ihren Freunden, zum Mars zu reisen“, erklärte Musk und läutet damit ein Zeitalter der Raumfahrt für nicht nur Astronauten, sondern für gewöhnliche Menschen mit außergewöhnlichen Träumen ein. Er sieht bereits Flotten von SpaceX-Starships, die sich in nicht allzu ferner Zukunft auf monatelange Reisen begeben.
Ein neues Kapitel der Marsforschung
Die Geschichte des Mars ist mehr als das Entlarven von Mythen – sie ist die Geschichte eines Planeten, dessen Geheimnisse wir Schritt für Schritt enträtseln. Von Schiaparellis missdeuteten Beobachtungen über die bahnbrechenden Fotos von Mariner 4 bis hin zu heutigen Robotermissionen – unser Verständnis des Mars hat sich grundlegend gewandelt. Während wir alte Mythen abstreifen, träumen, forschen und erweitern wir immer weiter die Grenzen des Möglichen. Und wer weiß – vielleicht wird die Frage nach dem Leben auf dem Mars eines Tages auf eine Weise beantwortet, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können.