Angesichts der israelischen Angriffe im Gaza-Streifen hat die Türkei einem Bericht des Finanzdienstes Bloomberg zufolge unter Berufung auf zwei mit der Angelegenheit vertraute türkische Beamte den gesamten Handel mit Israel ausgesetzt. Diese Entscheidung hat eine heftige Reaktion des israelischen Außenministers Israel Katz hervorgerufen, der sich empört darüber zeigte, dass Erdogan gegen Vereinbarungen verstößt, indem er Häfen für israelische Importe und Exporte blockiert. Die Spannungen zwischen den beiden Ländern sind durch diesen Handelsstopp weiter eskaliert, da die Beziehungen ohnehin schon angespannt waren.
Erdogans Kritik und Israels Reaktion
Präsident Recep Tayyip Erdogan hat die israelische Militärintervention im Gazastreifen kritisiert und Israel vorgeworfen, einen „Völkermord“ an den Palästinensern zu begehen. Israel wiederum hat Erdogans Verhalten angeprangert und behauptet, er handele wie ein Diktator und missachte die Interessen der türkischen Bevölkerung und Wirtschaft. Israel ist bestrebt, Alternativen zum Handel mit der Türkei zu suchen und sich auf die lokale Produktion und Importe aus anderen Ländern zu konzentrieren, um seine Wirtschaft zu stärken.
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Rechtliche Schritte gegen Israel
Die Türkei hat ihre Absicht angekündigt, sich der Völkermordklage Südafrikas gegen Israel anzuschließen, in der Verstöße gegen die Völkermordkonvention während des Gaza-Krieges geltend gemacht werden. Israel hat die Völkermordvorwürfe wiederholt bestritten und sich auf die Notwendigkeit der Selbstverteidigung gegen extremistische palästinensische Organisationen berufen. Es wird erwartet, dass der Fall vor den Internationalen Gerichtshof gebracht wird, wo beide Parteien Beweise und Argumente vorlegen werden.
Die Entscheidung der Türkei, sich der Klage anzuschließen, kommt nach Jahren der angespannten Beziehungen zwischen den beiden Ländern. Im Jahr 2010 wurde Israel wegen des tödlichen Angriffs auf ein türkisches Hilfsschiff auf dem Weg nach Gaza international verurteilt. Die diplomatischen Beziehungen waren mehrere Jahre lang abgebrochen, bis 2016 ein Versöhnungsabkommen geschlossen wurde. Die Spannungen sind jedoch wegen verschiedener Themen, darunter die Anerkennung Jerusalems als Israels Hauptstadt durch die Vereinigten Staaten, weiter eskaliert.
Wirtschaftliche Auswirkungen
Das Handelsvolumen zwischen Israel und der Türkei belief sich im Jahr 2023 auf 6,8 Milliarden Dollar, wobei 76 % auf türkische Exporte entfielen. Der Handelsstopp wird für beide Länder wirtschaftliche Auswirkungen haben, die ihre diplomatischen Beziehungen und Handelspartnerschaften neu gestalten könnten.
Die Aussetzung des Handels zwischen Israel und der Türkei hat Auswirkungen auf die Volkswirtschaften beider Länder. Das 1996 unterzeichnete bilaterale Handelsabkommen ermöglichte ein gegenseitiges Wirtschaftswachstum und Investitionsmöglichkeiten. Die Unterbrechung dieses Abkommens wird die Unternehmen beider Länder in Mitleidenschaft ziehen, was zu Arbeitsplatzverlusten und einem Rückgang des Wirtschaftswachstums führen wird.
Auch der Fremdenverkehr wird voraussichtlich Einbußen hinnehmen müssen, da Israelis vor den diplomatischen Spannungen zu den wichtigsten Besuchernationen der Türkei gehörten. Der Abbruch der Beziehungen bedeutet, dass der Reiseverkehr zwischen den beiden Ländern eingeschränkt wird, was zu Einnahmeverlusten für die Tourismusindustrie beider Länder führt.
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Politische Auswirkungen
Die angespannten Beziehungen zwischen Israel und der Türkei haben sich nicht nur auf die wirtschaftlichen, sondern auch auf die politischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern ausgewirkt. Das israelisch-türkische Bündnis galt einst als Symbol für Zusammenarbeit und Stabilität im Nahen Osten. Mit der Verschlechterung der diplomatischen Beziehungen wurde dieses Bündnis jedoch in Frage gestellt.
Das Zerwürfnis zwischen den beiden Ländern begann 2009, als der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan das Vorgehen Israels während des Gaza-Krieges kritisierte. Seitdem gab es mehrere politische Zwischenfälle, die das Verhältnis der beiden Länder weiter belastet haben, darunter die Unterstützung der Türkei für die palästinensische Eigenstaatlichkeit und ihre Beteiligung am Syrienkonflikt.
Die jüngste Entscheidung Israels, türkischen Fluggesellschaften die Genehmigung für Flüge nach Tel Aviv zu entziehen, ist nur ein Beispiel dafür, wie sich diese Spannungen auf politischer Ebene auswirken. Dieser Schritt wirkt sich nicht nur auf den Tourismus aus, sondern sendet auch eine deutliche Botschaft über den aktuellen Stand der Beziehungen zwischen den beiden Ländern.
Aber nicht nur die Politik ist von diesem Zerwürfnis betroffen. Auch die Handels- und Wirtschaftsbeziehungen zwischen der Türkei und Israel haben einen Rückschlag erlitten. Im Jahr 2017 ging der Handel zwischen den beiden Ländern um fast 40 % zurück, und es besteht die Sorge, dass sich dieser Abwärtstrend fortsetzen wird, wenn die diplomatischen Spannungen anhalten.
Trotz dieser Herausforderungen sind einige Experten jedoch der Meinung, dass beide Länder von der Aufrechterhaltung einer starken Beziehung zu sehr profitieren können. Für die Türkei ist Israel ein wichtiger Verbündeter im Nahen Osten und bietet Zugang zu wichtigen Ressourcen wie Energie. Und für Israel ist die Türkei ein wichtiger Handelspartner und ein wichtiges Tor zu anderen Ländern mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Entscheidung der Türkei, den Handel mit Israel auszusetzen, eine erhebliche Eskalation der anhaltenden Spannungen zwischen den beiden Ländern darstellt. Die politische Rhetorik und die rechtlichen Maßnahmen beider Seiten spiegeln tief verwurzelte Konflikte wider, die weitreichende Folgen über die wirtschaftlichen Auswirkungen hinaus haben können.