Die Sicherheit von Tiefseekabeln und Gas-Pipelines ist entscheidend für die globale Kommunikation und Energieversorgung. Angriffe wie die Sabotage der Nord-Stream-Pipelines oder die Beschädigung des Unterseekabels „C-Lion1“ zwischen Finnland und Deutschland zeigen, wie verwundbar diese kritische Infrastruktur ist. Verteidigungsminister Pistorius und Außenministerin Baerbock äußerten sich zu möglichen Sabotageakten, und ähnliche Vorfälle weltweit machen deutlich, dass umfassende Maßnahmen notwendig sind.
Warum Tiefseekabel und Gas-Pipelines so wichtig sind
Tiefseekabel und Gas-Pipelines sind das Rückgrat unserer modernen Gesellschaft. Über 99 % des weltweiten Internetverkehrs werden durch Unterseekabel transportiert, die eine Gesamtlänge von über einer Million Kilometern haben. Auch die Stromversorgung durch Offshore-Windparks hängt von Tiefseekabeln ab, die den erzeugten Strom ins Stromnetz einspeisen. Gas-Pipelines sind essentiell für die Energieversorgung Europas, da sie große Mengen Erdgas sicher und effizient transportieren.
Diese Infrastrukturen stellen kritische Verbindungen dar: Sie ermöglichen Kommunikation, wirtschaftlichen Handel und Energieversorgung in einem Ausmaß, das bei einem Ausfall schwerwiegende Folgen für Gesellschaften und Volkswirtschaften hätte.
Bedrohungen und dokumentierte Vorfälle
Die Unterwasserinfrastruktur ist gleich mehreren Gefahren ausgesetzt:
- Physische Sabotage:
Ein prominentes Beispiel ist der Vorfall 2021, bei dem eine Forschungseinrichtung vor der Küste Norwegens angegriffen wurde. Über vier Kilometer Daten- und Stromkabel wurden entwendet, was erhebliche Störungen verursachte. - Cyberangriffe:
Anlagen können auch digital angegriffen werden, was die Funktionalität der Infrastruktur stören kann. - Unfälle und Naturereignisse:
Schäden können auch durch Ankerunfälle oder Erdbeben verursacht werden, wie im Fall der Beschädigung eines Datenkabels zwischen Schweden und Litauen im Jahr 2023. - Gezielte Sabotage durch Staaten:
Anfang 2023 warnte der niederländische Geheimdienst MIVD vor möglichen russischen Sabotageakten in der Nordsee. Russische Akteure untersuchten, wie die Energieversorgung organisiert ist, vermutlich mit der Absicht, diese im Ernstfall zu stören.
Konsequenzen von Angriffen
Angriffe auf Unterwasserinfrastrukturen können weitreichende Folgen haben. Wenn Stromkabel sabotiert werden, können Windräder keinen Strom mehr ins Netz einspeisen, was zu regionalen Stromausfällen führt. Werden Datenkabel gekappt, können Internetverbindungen in großem Umfang ausfallen, was Kommunikation und Handel beeinträchtigt.
Maßnahmen zur Sicherung der Infrastruktur
Zum Schutz dieser lebenswichtigen Infrastrukturen ergreifen Regierungen und private Betreiber eine Vielzahl von Maßnahmen:
- Militärische Überwachung:
Länder wie Großbritannien haben Schiffe mit unbemannten Tauchbooten in Dienst gestellt, die den Meeresboden überwachen. Frankreich hat ähnliche Schritte unternommen, und die Bundeswehr rüstet ihre Marine mit moderner Sensorik und unbemannten Unterwasserfahrzeugen aus. - Redundanz durch zusätzliche Kabel:
Betreiber verlegen mehr Kabel, als tatsächlich benötigt werden, um bei einem Ausfall auf alternative Verbindungen zurückgreifen zu können. - Private Betreiber in der Verantwortung:
Laut der Expertin Claudia Lilienthal werden private Betreiber zunehmend in die Pflicht genommen, ihre Infrastrukturen zu sichern. - Internationale Zusammenarbeit:
Mehrere EU-Regierungen arbeiten an grenzüberschreitenden Programmen, um ihre gemeinsame Infrastruktur zu schützen. - Modernste Technologien:
Der Einsatz von KI, Sensorik und Robotik zur Überwachung des Meeresbodens wird immer wichtiger, um potenzielle Bedrohungen frühzeitig zu erkennen.
Rechtliche Herausforderungen beim Schutz
Der Schutz von Unterwasserinfrastrukturen stößt in internationalen Gewässern auf rechtliche Grenzen. In den Hoheitsgewässern eines Staates dürfen Maßnahmen ergriffen werden, doch in internationalen Gewässern sind die Befugnisse begrenzt.
Wenn Sabotageakte durch staatliche Schiffe oder in internationalen Gewässern erfolgen, ist es oft schwierig, Maßnahmen zu ergreifen. Laut der Seerechtsexpertin Thea Coventry besteht eine rechtliche Lücke, die dringend geschlossen werden muss, um den Schutz kritischer Infrastruktur zu gewährleisten.
Was die Zukunft bringt
Die Abhängigkeit von Unterwasserinfrastruktur wird in Zukunft weiter zunehmen. Der niederländische Netzbetreiber Tennet plant beispielsweise Plattformen, die Strom aus Offshore-Windparks bündeln und an Land leiten sollen. Diese Art von Projekten könnte in Zeiten geopolitischer Spannungen ein potenzielles Ziel für Angriffe werden.
Auch neue Technologien wie Glasfaserkabel und verbesserte Sicherheitsstandards könnten dazu beitragen, die Infrastruktur widerstandsfähiger zu machen. Gleichzeitig wächst die Notwendigkeit internationaler Abkommen, um rechtliche Unsicherheiten zu beseitigen.
FAQs – Häufig gestellte Fragen
Warum sind Tiefseekabel und Gas-Pipelines so wichtig?
Tiefseekabel transportieren über 99 % des weltweiten Internetverkehrs, und Gas-Pipelines sind eine essentielle Quelle für Energie, besonders in Europa.
Welche Bedrohungen bestehen für diese Infrastrukturen?
Physische Sabotage, Cyberangriffe, Naturereignisse und staatliche Eingriffe sind die größten Bedrohungen.
Wie können Unterwasserinfrastrukturen geschützt werden?
Durch militärische Überwachung, redundante Netzwerke, internationale Kooperation und moderne Technologien wie KI und Sensorik.
Welche Rolle spielen private Betreiber?
Private Betreiber tragen eine große Verantwortung und müssen in Sicherheitsmaßnahmen eingebunden werden.
Was sind die rechtlichen Herausforderungen?
In internationalen Gewässern sind die Befugnisse zur Abwehr von Sabotage begrenzt, was effektiven Schutz erschwert.