In Filmen und Serien sehen wir es oft: Ein Team bricht in ein geheimes militärisches Hauptquartier oder ein streng gesichertes Unternehmen ein. Doch diese Szenarien sind nicht nur fiktiv. Tatsächlich gibt es hochspezialisierte Teams, sogenannte Red Teams, die genau diese Aufgabe in der realen Welt übernehmen – und das vollkommen legal. Unternehmen beauftragen Red Teams, um ihre physischen und digitalen Sicherheitsvorkehrungen zu testen. Wie funktioniert diese geheime Welt? Und warum sind diese Fähigkeiten so wertvoll?
Was ist Red Teaming?
Red Teaming bezieht sich auf die systematische Überprüfung von Sicherheitsmaßnahmen durch simulierte Angriffe. Während White Hat Hacker versuchen, Schwachstellen in digitalen Netzwerken zu finden, konzentrieren sich Red Teams auf physische Angriffe. Sie brechen in Gebäude ein, überwinden Sicherheitsprotokolle und testen die Menschen, die hinter diesen Systemen stehen. Oft bestehen diese Teams aus ehemaligen Militär- und Geheimdienstmitarbeitern, die über umfassende Erfahrung in Taktiken, Geheimdienstoperationen und technischer Sicherheit verfügen.
Der Schlüssel zu ihrem Erfolg? Sie denken wie Angreifer. Sie fragen sich: „Wie kann ich in dieses top-geheime Projekt eindringen, ohne entdeckt zu werden?“
Warum sind Red Teams notwendig?
In einer Welt, in der Cybersicherheit eine immer größere Rolle spielt, darf man die physische Sicherheit nicht außer Acht lassen. Firmen wie der Verteidigungsgigant Leonardo bieten Red-Teaming-Dienstleistungen an, um die Sicherheit ihrer Kunden – meist Regierungen, kritische Infrastrukturen und Unternehmen aus der Verteidigungsindustrie – zu testen. Die Bedrohungen sind real: Feindliche Staaten oder gut organisierte Hackergruppen suchen immer wieder nach Wegen, um Chaos zu verursachen und wichtige Infrastrukturen zu destabilisieren.
Der erste Schritt: Passive Aufklärung
Bevor ein Red Team aktiv wird, beginnt es mit der passiven Aufklärung. Dabei sammeln die Mitglieder Informationen über das Ziel, ohne direkt zu interagieren. Sie nutzen anonyme Geräte, kaufen Technologien mit Bargeld und vermeiden jede Verbindung zu ihrer Firma. Laut „Greg“, dem Anführer eines Red Teams bei Leonardo, „muss das Ziel im Dunkeln bleiben, dass es beobachtet wird“. Dies ist besonders wichtig, um keine Alarmglocken zu läuten.
Schwächen in der menschlichen Kette: Die Rolle von Psychologie
Menschen sind oft das schwächste Glied in jeder Sicherheitskette. Emma, ein weiteres Mitglied des Red Teams, nutzt ihre Erfahrung in der Psychologie, um Schwachstellen zu finden. Sie lauscht Gesprächen in Cafés und Kneipen in der Nähe der Zielobjekte und achtet darauf, ob Mitarbeiter unzufrieden mit ihrem Job sind. „Ein unzufriedener Sicherheitsmitarbeiter wird wahrscheinlich nachlässig“, sagt sie. Durch die Analyse solcher Verhaltensmuster können Red Teams Sicherheitslücken aufdecken, die rein technische Systeme nicht zeigen würden.
Der Weg ins Innere: Techniken und Taktiken
Nach der Aufklärung beginnt der eigentliche Angriff. Das Ziel? Zugang erhalten, ohne entdeckt zu werden. Häufige Methoden sind:
- Tailgating: Ein Teammitglied folgt einem Mitarbeiter, der die Tür aufhält.
- Manipulierte Sicherheitsausweise: Mithilfe von subversiven Techniken, wie dem Kopieren von Sicherheitskarten, können Red Teams unbemerkt eintreten.
- Lockpicking: Spezialwerkzeuge, sogenannte „Jigglers“, helfen beim Öffnen von Türen und Schubladen.
Einmal im Inneren, suchen die Teams nach Passwörtern, sensiblen Dokumenten oder Schwachstellen im Netzwerk, die sie ausnutzen können.
Cyberangriffe: Der letzte Schritt
Der finale Schritt des Angriffs – der sogenannte Kill Chain – liegt oft in den Händen eines Cybersecurity-Experten. Dieser dringt, wie „Stanley“, ein weiterer Experte des Teams, tief in das Computernetzwerk des Ziels ein. Ein verbreiteter Mythos aus Filmen ist, dass ein Hacker in Sekunden ein System knacken kann. In der Realität erfordert dies oft eine viel schrittweise Eskalation. Stanley sucht nach einer „Konfluenz“ von Informationen – einem zentralen Punkt im Netzwerk, der den Zugang zu mehreren Schlüsseldaten ermöglicht. Einmal drin, könnte er sich als Geschäftsführer ausgeben und gefährliche Befehle per E-Mail versenden.
Wie fühlt sich der Einsatz an?
Für viele Menschen mag es wie eine Szene aus einem Actionfilm erscheinen, doch für die Mitglieder eines Red Teams ist es Routine. „Es ist nervenaufreibend, in einem Serverraum zu stehen“, sagt „Dan“, ein erfahrener Teammitglied, „aber es wird einfacher, je öfter man es macht.“
Dennoch bleibt immer eine gewisse Spannung. Zwar wissen die Red Teams, dass sie mit Erlaubnis arbeiten, doch die Nervosität, erwischt zu werden, bleibt immer ein ständiger Begleiter.
Häufig gestellte Fragen zu Red Teaming
Was ist der Unterschied zwischen White Hat Hacking und Red Teaming?
White Hat Hacking konzentriert sich auf die digitale Sicherheit und das Testen von Netzwerken. Red Teaming hingegen zielt darauf ab, die physischen Sicherheitsvorkehrungen eines Unternehmens zu testen.
Wer braucht Red-Teaming-Dienste?
Regierungen, große Unternehmen, kritische Infrastrukturen und militärische Einrichtungen sind die häufigsten Kunden. Sie nutzen Red Teams, um sicherzustellen, dass ihre Sicherheitsvorkehrungen gegen reale Bedrohungen bestehen können.
Wie gefährlich ist Red Teaming?
Red Teams arbeiten immer mit der Erlaubnis des Zielobjekts. Trotzdem simulieren sie reale Angriffe, was potenziell riskant ist, wenn nicht alle Beteiligten korrekt informiert sind.
Welche Fähigkeiten braucht man, um Teil eines Red Teams zu sein?
Die meisten Mitglieder kommen aus dem Militär- oder Geheimdienstbereich. Sie benötigen technisches Wissen, psychologisches Verständnis und die Fähigkeit, sich unauffällig zu verhalten.