Schildkröten gehören seit Jahrhunderten zu den faszinierendsten Lebewesen auf unserer Erde. Ihre langsame, bedächtige Art und ihr markanter Panzer machen sie zu einem ganz besonderen Haustier.
Doch Schildkröten sind nicht nur niedliche Geschöpfe, sondern auch anspruchsvolle Tiere, deren Haltung wohlüberlegt sein muss. In diesem Blogbeitrag erfährst du, ob du Schildkröten zu Hause halten kannst und was du dabei unbedingt beachten solltest.
Warum entscheiden sich Menschen für Schildkröten als Haustier?
Schildkröten wirken auf viele Menschen beruhigend. Ihr gemächliches Verhalten und ihre Beständigkeit vermitteln einen ruhigen, ausgeglichenen Charakter, der besonders für Menschen ansprechend ist, die ein ruhiges Haustier bevorzugen.
Im Gegensatz zu Hunden oder Katzen benötigen Schildkröten auch keine ständige Aufmerksamkeit, was sie für Menschen attraktiv macht, die wenig Zeit haben, sich jedoch ein pflegeleichtes Haustier wünschen. Doch ist die Haltung von Schildkröten wirklich so einfach? Ganz so unkompliziert, wie es auf den ersten Blick scheint, ist es nicht.
Schildkröten als Haustier: Was du wissen musst
Bevor du darüber nachdenkst, eine Schildkröte als Haustier aufzunehmen, gibt es einige wesentliche Faktoren, die du bedenken solltest. Die Haltung einer Schildkröte unterscheidet sich deutlich von der Haltung eines Hundes oder einer Katze, sowohl in Bezug auf den Lebensraum als auch auf die Ernährung und Pflege.
1. Die richtige Art wählen
Es gibt viele verschiedene Schildkrötenarten, die sich sowohl in ihrem Verhalten als auch in ihren Lebensraumansprüchen deutlich unterscheiden. Die Wahl der richtigen Schildkrötenart hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie dem zur Verfügung stehenden Platz und deiner Bereitschaft, in die notwendige Ausrüstung zu investieren. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Wasser- und Landschildkröten, die jeweils unterschiedliche Bedürfnisse haben.
Wasserschildkröten
Wasserschildkröten verbringen den Großteil ihres Lebens im Wasser und benötigen daher ein großes Aquarium mit genügend Schwimmraum und einem Landteil, auf dem sie sich ausruhen können. Eine geeignete Filteranlage und regelmäßige Wasserwechsel sind unerlässlich, um die Wasserqualität zu gewährleisten. Wasserschildkröten sind oft Allesfresser und benötigen eine abwechslungsreiche Mischung aus tierischen und pflanzlichen Nahrungsmitteln. Einige beliebte Arten für die Heimhaltung sind die Rotwangen-Schmuckschildkröte und die Gelbwangen-Schmuckschildkröte.
Landschildkröten
Landschildkröten hingegen leben überwiegend an Land und benötigen ein großzügiges Freilandgehege oder ein Terrarium, das ihrem natürlichen Lebensraum möglichst nahekommt. Sie sind Pflanzenfresser und ernähren sich hauptsächlich von Gräsern, Kräutern und Blättern. Besonders beliebt in deutschen Haushalten ist die Griechische Landschildkröte.
2. Der richtige Lebensraum
Die Haltung von Schildkröten setzt voraus, dass du bereit bist, ihnen einen artgerechten Lebensraum zu bieten. Schildkröten können nicht einfach in einem kleinen Aquarium oder Terrarium gehalten werden, sie benötigen ausreichend Platz und die richtigen klimatischen Bedingungen, um gesund zu bleiben.
Für Wasserschildkröten
Wasserschildkröten brauchen einen gut durchdachten Lebensraum, der ihnen ausreichend Platz zum Schwimmen bietet. Das Aquarium sollte mindestens zehnmal so groß sein wie die Panzerlänge der Schildkröte. Eine ausreichend große Wasserfläche, ein stabiler Landteil und eine leistungsstarke Filteranlage sind die Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche Wasserschildkrötenhaltung. Es ist zudem notwendig, regelmäßige Wasserwechsel vorzunehmen und das Aquarium sauber zu halten, da schlechte Wasserqualität schnell zu Krankheiten führen kann.
Für Landschildkröten
Für Landschildkröten ist ein Außengehege die beste Wahl. Sie lieben es, im Freien herumzulaufen, zu graben und sich in der Sonne zu wärmen. Das Gehege sollte entsprechend groß und sicher sein, um zu verhindern, dass die Schildkröte entkommt. Ein Teil des Geheges sollte überdacht sein, damit die Tiere Schutz vor Regen oder extremer Hitze finden können. Außerdem muss der Boden so gestaltet werden, dass die Schildkröte ihren natürlichen Grabtrieb ausleben kann. Einige Arten halten auch Winterschlaf, und das Gehege muss darauf vorbereitet sein, dass die Schildkröte während dieser Zeit ungestört bleibt.
3. Temperatur und Beleuchtung
Schildkröten sind Kaltblüter, was bedeutet, dass sie ihre Körpertemperatur nicht selbst regulieren können. Du musst sicherstellen, dass sie durch externe Wärmequellen wie Heizlampen die Möglichkeit haben, sich aufzuwärmen. Insbesondere UVB-Licht ist für Schildkröten unverzichtbar, da es die Produktion von Vitamin D3 unterstützt, welches für die Kalziumaufnahme wichtig ist.
Ohne ausreichend UVB-Licht kann es zu schweren Knochenerkrankungen kommen. Es ist daher wichtig, den Lebensraum der Schildkröte so einzurichten, dass sowohl kühlere als auch wärmere Bereiche zur Verfügung stehen, damit die Schildkröte ihre Temperatur selbst regulieren kann.
Ernährung: Was fressen Schildkröten?
Die Ernährung einer Schildkröte variiert stark je nach Art. Während Landschildkröten reine Pflanzenfresser sind, fressen Wasserschildkröten eine Mischung aus tierischer und pflanzlicher Nahrung.
1. Landschildkröten
Landschildkröten ernähren sich hauptsächlich von Gräsern, Kräutern und Blättern. Eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung ist entscheidend für ihre Gesundheit. Es sollte darauf geachtet werden, dass die Nahrung ballaststoffreich und kalziumhaltig ist, während zuckerreiche Früchte nur selten auf dem Speiseplan stehen sollten. Geeignete Futtermittel sind zum Beispiel:
- Löwenzahn
- Klee
- Blattgemüse
- Gänseblümchen
2. Wasserschildkröten
Wasserschildkröten sind Allesfresser. In der Natur ernähren sie sich sowohl von Pflanzen als auch von kleinen Fischen und Insekten. Im heimischen Aquarium solltest du darauf achten, dass sie eine abwechslungsreiche Nahrung erhalten. Geeignete Futtermittel für Wasserschildkröten sind:
- Spezielle Schildkrötenpellets
- Insekten (z.B. Mehlwürmer)
- Fischstücke
- Wassersalat
Es ist wichtig, die Futtermenge der Schildkröte dem Alter und der Aktivität des Tieres anzupassen. Jungtiere fressen in der Regel häufiger als ausgewachsene Schildkröten.
Rechtliche Aspekte der Schildkrötenhaltung
In Deutschland unterliegen viele Schildkrötenarten dem Artenschutz. Dies bedeutet, dass du bestimmte rechtliche Vorgaben erfüllen musst, bevor du eine Schildkröte zu Hause halten darfst.
1. Artenschutz und Meldepflicht
Schildkröten, die unter das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) fallen, müssen bei der zuständigen Naturschutzbehörde gemeldet werden. Dazu gehört, dass du beim Kauf einer solchen Schildkröte einen Herkunftsnachweis erhältst, der belegt, dass das Tier legal erworben wurde. Dies ist besonders bei exotischen Arten wie der Griechischen Landschildkröte oder der Maurischen Landschildkröte der Fall.
2. Kauf nur von seriösen Züchtern
Achte beim Kauf darauf, dass du deine Schildkröte nur von einem seriösen Züchter oder einer anerkannten Tierhandlung beziehst. Vermeide den Kauf von Schildkröten auf Märkten oder von Privatpersonen ohne Herkunftsnachweis. Der illegale Handel mit Schildkröten ist in vielen Ländern ein Problem und trägt zur Dezimierung der natürlichen Populationen bei.
Pflege und Gesundheit
Die Pflege von Schildkröten erfordert regelmäßige Aufmerksamkeit. Dazu gehört die Reinigung des Geheges, die Kontrolle der Temperatur und Beleuchtung sowie die Überprüfung des Gesundheitszustands.
1. Krankheiten bei Schildkröten
Schildkröten sind anfällig für verschiedene Krankheiten, insbesondere wenn die Lebensbedingungen nicht optimal sind. Häufige Probleme sind:
- Knochenerkrankungen durch einen Mangel an UVB-Licht und Kalzium.
- Atemwegsinfektionen, die oft durch schlechte Luftzirkulation oder zu niedrige Temperaturen verursacht werden.
- Panzerverletzungen durch unsachgemäße Handhabung oder ungeeignete Gehege.
Regelmäßige Tierarztbesuche sind wichtig, um die Gesundheit der Schildkröte sicherzustellen.
Häufig gestellte Fragen (FAQs)
Kann man Schildkröten auch in der Wohnung halten?
Ja, aber es ist nicht ideal, insbesondere für Landschildkröten. Diese benötigen viel Platz und frische Luft. Eine Haltung in der Wohnung ist meist nur für Wasserschildkröten geeignet, vorausgesetzt, das Aquarium ist groß genug und gut ausgestattet.
Wie oft muss man eine Schildkröte füttern?
Je nach Alter und Art der Schildkröte variiert die Futtermenge. Junge Schildkröten sollten täglich gefüttert werden, während erwachsene Tiere auch nur alle zwei bis drei Tage Nahrung benötigen.
Was kostet die Haltung einer Schildkröte?
Die Anschaffungskosten einer Schildkröte variieren stark je nach Art, liegen aber oft zwischen 50 und 200 Euro. Hinzu kommen laufende Kosten für Futter, Beleuchtung, Heizungen und eventuell Tierarztbesuche.
Kann eine Schildkröte zahm werden?
Schildkröten sind eher scheue Tiere und eignen sich nicht für das „Schmusen“ wie Hunde oder Katzen. Mit der Zeit können sie jedoch an ihre Halter gewöhnt werden und verlieren ihre Scheu.
Müssen Schildkröten Winterschlaf halten?
Viele Schildkrötenarten, insbesondere Landschildkröten, halten in den Wintermonaten Winterschlaf. Dies ist ein natürlicher Prozess und wichtig für ihre Gesundheit.
Fazit: Ist die Schildkrötenhaltung das Richtige für dich?
Die Haltung einer Schildkröte erfordert viel Verantwortung und Hingabe. Sie sind anspruchsvolle Tiere, die nicht nur viel Platz und spezielle Lebensbedingungen benötigen, sondern auch eine sorgfältige Ernährung und Pflege. Wer sich jedoch gut vorbereitet und die nötige Zeit und Sorgfalt investiert, kann mit einer Schildkröte ein treues und faszinierendes Haustier für viele Jahre gewinnen.