Die Competition and Markets Authority (CMA) untersucht derzeit den Markt für Cloud-Infrastrukturdienste, nachdem Hinweise auf wettbewerbswidriges Verhalten in der Branche aufgedeckt wurden. Im Fokus stehen technische Barrieren und sogenannte Daten-Egress-Gebühren, die es für Kunden erschweren, den Cloud-Anbieter zu wechseln.
Cloud-Giganten wie AWS und Microsoft haben auf die Untersuchung reagiert und warnen vor den möglichen Auswirkungen auf Investitionen und Preise, sollten bestimmte Maßnahmen umgesetzt werden.
Hintergrund der Untersuchung
Die Untersuchung der CMA wurde ins Leben gerufen, nachdem die Kommunikationsregulierungsbehörde Ofcom auf Wettbewerbsprobleme im Cloud-Sektor gestoßen war. Es wird untersucht, ob technische Barrieren und hohe Gebühren den Wechsel von einem Anbieter zum anderen erschweren. Dies betrifft vor allem verpflichtende Ausgabenvereinbarungen (Committed Spend Agreements, CSAs), bei denen Kunden im Austausch für Rabatte eine bestimmte Menge an Cloud-Ressourcen über einen festgelegten Zeitraum nutzen müssen.
AWS und Microsoft äußerten in ihren Beiträgen zur Untersuchung, dass eine Änderung dieser Geschäftsmodelle erhebliche Folgen für ihre Investitionen in die britische Cloud-Infrastruktur haben könnte. Microsoft erklärte, dass CSAs eine zentrale Rolle im Preiswettbewerb zwischen Cloud-Anbietern spielen und daher für langfristige Investitionen entscheidend sind.
AWS und Microsoft wehren sich gegen potenzielle Einschränkungen
AWS und Microsoft äußerten sich besorgt darüber, dass CMA-Maßnahmen, die ihre Fähigkeit einschränken könnten, Rabatte anzubieten, die Wettbewerbsfähigkeit Großbritanniens beeinträchtigen würden. Microsoft argumentierte, dass dies zu höheren Cloud-Nutzungspreisen führen und den Wettbewerb um Kunden, die zwischen Anbietern wechseln oder eine Multi-Cloud-Strategie verfolgen möchten, verringern könnte.
In einem am 16. September veröffentlichten Beitrag erklärte AWS, dass es keine Beweise dafür gebe, dass die Angebote für verpflichtende Ausgabenrabatte wettbewerbswidrig seien. Im Gegenteil, ein Eingriff würde zu weniger Vorhersehbarkeit in den Einnahmen von AWS führen und möglicherweise zukünftige Investitionen in Großbritannien gefährden. Beide Unternehmen betonen, dass Interventionen den Kunden in Großbritannien höhere Preise bescheren könnten, da sie im Vergleich zu Kunden in anderen Regionen benachteiligt wären.
Diskussion über verpflichtende Ausgabenrabatte
Der Kern des Streits liegt bei den verpflichtenden Ausgabenrabatten. AWS bietet solche Rabatte durch das Programm One Government Value Agreement (OGVA) an, das es öffentlichen Einrichtungen ermöglicht, Preisnachlässe auf AWS-Produkte und -Dienste zu erhalten. Dieses Programm wurde 2020 eingeführt und bot ursprünglich Rabatte von bis zu 18 %. Trotz der laufenden Untersuchung verlängerte AWS das Programm Ende 2023 stillschweigend um weitere drei Jahre. Seitdem haben britische Regierungsbehörden 26 Verträge im Wert von über 1 Milliarde Pfund abgeschlossen.
Einige Experten, darunter Nicky Stewart, eine ehemalige IT-Leiterin im britischen Kabinett, äußern Bedenken, dass solche Rabatte die öffentlichen Institutionen in langfristige Verträge binden, die schwer zu kündigen sind. Dies könnte den Wettbewerb im Cloud-Markt einschränken und langfristig die Flexibilität der öffentlichen Hand beeinträchtigen.
Stellungnahmen aus der Branche
Cloud-Dienstleister wie Mark Boost, CEO des britischen Cloud-Anbieters Civo, betonen, dass verpflichtende Ausgabenrabatte zunächst harmlos erscheinen, aber in Wirklichkeit eine Form der Kundenbindung darstellen. Boost erklärt, dass solche Rabatte kurzfristige Vorteile bieten, aber langfristig dazu führen, dass Unternehmen an einen Anbieter gebunden sind.
Boost plädiert dafür, dass die CMA auch die kostenlosen Cloud-Guthaben untersucht, die große Anbieter nutzen, um Kunden zu locken. Diese Guthaben funktionieren ähnlich wie Rabatte, da sie es den Kunden erschweren, ihre Daten und Anwendungen später auf andere Plattformen zu migrieren.
Was bedeutet das für die Zukunft des britischen Cloud-Marktes?
Die Auseinandersetzung zwischen der CMA und den Cloud-Giganten zeigt, dass die Marktmacht von AWS und Microsoft erheblich ist. Beide Unternehmen scheinen sicher zu sein, dass ihre dominante Marktstellung ihnen erlaubt, Druck auf die Regulierungsbehörden auszuüben. Sollten die Maßnahmen der CMA jedoch greifen, könnte dies weitreichende Folgen für den britischen Cloud-Markt haben.
Die Frage bleibt, ob die CMA den mutigen Schritt wagen wird, gegen diese Praktiken vorzugehen, um den Wettbewerb zu fördern und langfristig fairere Bedingungen für Kunden zu schaffen.
Häufig gestellte Fragen (FAQs)
Was ist die CMA-Untersuchung?
Die CMA untersucht den Cloud-Markt auf Anzeichen für wettbewerbswidriges Verhalten, insbesondere im Hinblick auf technische Barrieren und verpflichtende Ausgabenrabatte.
Warum sind verpflichtende Ausgabenrabatte problematisch?
Diese Rabatte binden Kunden an langfristige Verträge mit einem Anbieter und erschweren den Wechsel zu anderen Anbietern, was den Wettbewerb einschränken kann.
Was sagen AWS und Microsoft dazu?
Beide Unternehmen warnen, dass Einschränkungen bei Rabatten zu höheren Preisen und weniger Investitionen in Großbritannien führen könnten.
Welche Auswirkungen könnte die Untersuchung haben?
Sollte die CMA Maßnahmen ergreifen, könnten Cloud-Anbieter gezwungen sein, ihre Geschäftsmodelle zu ändern, was potenziell den Wettbewerb im britischen Cloud-Markt fördern würde.
Wie können Unternehmen sicherstellen, dass sie nicht von einem Anbieter abhängig werden?
Unternehmen sollten flexible Vertragsbedingungen aushandeln und prüfen, ob Multi-Cloud-Strategien sinnvoll sind, um die Abhängigkeit von einem einzelnen Anbieter zu vermeiden.