Der Netflix-Film „Choose or Die“ katapultierte das Publikum 2022 in eine Welt, in der ein Retro-Computerspiel über Leben und Tod entscheidet. Der Film mischt Elemente des psychologischen Horrors mit der Nostalgie der 1980er Jahre und schuf so ein einzigartiges und oft verstörendes Erlebnis. Doch was steckt hinter dem tödlichen Spiel „CURS>R“? Diese umfassende Analyse taucht tief in die Handlung, die Charaktere, die thematischen Ebenen und die kulturelle Relevanz des Films ein.
Wir untersuchen die Entstehungsgeschichte, die kritische Rezeption und die zugrunde liegenden Mechanismen des verfluchten Spiels. Von den technischen Details der Produktion bis hin zur symbolischen Bedeutung der Entscheidungen, die die Protagonisten treffen müssen, wird jeder Aspekt von „Choose or Die“ beleuchtet. Ziel ist es, ein vollständiges Bild dieses modernen Horrorthrillers zu zeichnen und zu verstehen, warum er bei Zuschauern auf der ganzen Welt für Diskussionen sorgte.
Was ist „Choose or Die“? Die Grundlagen des Films
„Choose or Die“ ist ein britischer Horror-Thriller aus dem Jahr 2022, der exklusiv auf der Streaming-Plattform Netflix veröffentlicht wurde. Der Film markiert das Regiedebüt von Toby Meakins und entführt die Zuschauer in eine Geschichte, in der ein Videospiel aus den 1980er Jahren eine schreckliche und reale Macht über die Spieler erlangt.
Genre und Klassifizierung
Primär lässt sich der Film dem Horror-Genre zuordnen, wobei er mehrere Subgenres geschickt miteinander verbindet:
- Psychologischer Horror: Der Film konzentriert sich stark auf den mentalen und emotionalen Zustand seiner Protagonistin Kayla. Der Schrecken entsteht weniger durch explizite Gewalt als durch die psychologische Folter und die moralischen Dilemmata, denen sie ausgesetzt ist.
- Übernatürlicher Horror: Das Spiel „CURS>R“ ist offensichtlich verflucht. Seine Fähigkeit, die Realität zu manipulieren und tödliche Konsequenzen herbeizuführen, entzieht sich jeder logischen Erklärung und wurzelt im Übernatürlichen.
- Techno-Horror: Ähnlich wie in Filmen wie „The Ring“ oder „Unfriended“ dient ein technisches Medium – hier ein altes Textadventure – als Kanal für das Böse. Die veraltete Technologie erzeugt dabei einen besonderen Kontrast zur modernen Welt.
Die Handlung im Überblick
Die junge Programmiererin Kayla (gespielt von Iola Evans) entdeckt zusammen mit ihrem Freund Isaac (gespielt von Asa Butterfield) ein obskures Survival-Horror-Spiel aus den 1980er Jahren namens „CURS>R“. Angelockt durch ein unbeanspruchtes Preisgeld von 125.000 Dollar, beschließt Kayla, das Spiel zu starten. Schnell muss sie jedoch feststellen, dass das Spiel die Realität um sie herum auf grauenhafte Weise beeinflusst. Jede Entscheidung, die sie im Spiel trifft, hat reale und oft tödliche Folgen für die Menschen in ihrer Umgebung. Kayla wird in einen verzweifelten Kampf ums Überleben gezwungen, bei dem sie nicht nur dem Spiel entkommen, sondern auch das Geheimnis hinter seinem Fluch lüften muss.
Die Entstehung von „Choose or Die“: Wer, Wann und Wo?
Die Produktion eines Films wie „Choose or Die“ ist ein komplexer Prozess, der von der ersten Idee bis zur finalen Veröffentlichung viele Beteiligte involviert.
Kreativteam und Produktion
- Regie: Toby Meakins gab mit diesem Film sein Spielfilmdebüt. Zuvor war er vor allem für seine preisgekrönten Kurzfilme bekannt.
- Drehbuch: Das Skript stammt von Simon Allen, der auch als Executive Producer fungierte.
- Produktionsfirmen: Produziert wurde der Film von Anton und Stigma Films. Die Produzenten Matthew James Wilkinson und John Zois spielten eine entscheidende Rolle bei der Realisierung des Projekts.
- Besetzung: Die Hauptrollen wurden prominent mit Iola Evans und Asa Butterfield besetzt. Eine besondere Überraschung für Retro-Fans ist die Stimme des legendären Schauspielers Robert Englund (bekannt als Freddy Krueger), der dem Spiel „CURS>R“ seine unheimliche Stimme leiht.
Zeitstrahl der Produktion und Veröffentlichung
| Phase | Datum / Zeitraum | Beschreibung |
|---|---|---|
| Ankündigung | Juni 2020 | Das Projekt wurde unter dem ursprünglichen Titel „CURS>R“ angekündigt. |
| Dreharbeiten | März – Mai 2021 | Die Hauptdreharbeiten fanden in London statt. |
| Namensänderung | März 2022 | Der Titel wurde offiziell in „Choose or Die“ geändert. |
| Veröffentlichung | 15. April 2022 | Der Film wurde weltweit exklusiv auf Netflix veröffentlicht. |
Die geografische Verankerung des Films ist London, was ihm eine spezifische europäische Atmosphäre verleiht, die sich von vielen amerikanischen Horrorproduktionen unterscheidet. Die düstere, städtische Kulisse unterstützt die hoffnungslose und klaustrophobische Stimmung der Handlung.

Die tiefere Bedeutung: Warum „Choose or Die“ mehr als nur Horror ist
Hinter der Fassade eines einfachen Horrorfilms verbirgt sich eine tiefere Auseinandersetzung mit Themen wie Armut, Ausbeutung und den Konsequenzen unserer Entscheidungen.
Thematische Analyse: Armut als treibende Kraft
Das zentrale Motiv, das Kayla antreibt, ist ihre prekäre finanzielle Situation. Sie arbeitet als Reinigungskraft, um ihre kranke Mutter zu unterstützen, und lebt in ständiger Angst vor dem sozialen Abstieg. Das Preisgeld des Spiels ist für sie nicht nur eine Verlockung, sondern ein potenzieller Ausweg aus ihrer verzweifelten Lage. Der Film nutzt dieses Szenario, um eine bittere soziale Kritik zu üben: Das System zwingt Menschen in ausweglose Situationen, in denen sie schreckliche Entscheidungen treffen müssen, um zu überleben. Das Spiel „CURS>R“ wird so zu einer Metapher für den Kapitalismus, der die Schwachen ausbeutet und sie gegeneinander ausspielt.
Der Fluch von „CURS>R“: Wie funktioniert er?
Der Mechanismus des Spiels ist das Herzstück des Grauens. Es funktioniert nach einem einfachen, aber brutalen Prinzip:
- Präsentation der Wahl: Das Spiel stellt dem Spieler eine binäre Wahl vor (z.B. „Sein Ohr oder ihre Zunge?“).
- Manipulation der Realität: Unabhängig von der Wahl des Spielers manifestiert das Spiel das schreckliche Ergebnis in der realen Welt.
- Leiden als Energiequelle: Im Verlauf des Films wird angedeutet, dass das Spiel sich vom Leid der Opfer „ernährt“. Der Fluch wird an denjenigen weitergegeben, der das Spiel erfolgreich abschließt und somit selbst zum „Curs>r“ wird.
Diese Funktionsweise stellt die Frage nach dem freien Willen. Obwohl Kayla Entscheidungen trifft, ist das Ergebnis immer Leid. Ihre einzige Wahl besteht darin, zu entscheiden, wer leidet. Dies ist eine düstere Reflexion über Systeme, in denen es keine Gewinner gibt, sondern nur unterschiedliche Grade des Verlierens.
Symbolik und Retro-Nostalgie
Die Entscheidung, ein Textadventure aus den 1980er Jahren als Medium des Fluchs zu verwenden, ist von großer symbolischer Bedeutung.
- Kontrast: Die simple, archaische Technologie steht im starken Kontrast zu den hochentwickelten visuellen Effekten moderner Spiele. Dieser Gegensatz macht das Eindringen des Spiels in die Realität umso befremdlicher.
- Nostalgie als Falle: Die heute oft verklärte Nostalgie für die 80er Jahre wird hier subversiv genutzt. Was als harmloses Relikt der Vergangenheit erscheint, entpuppt sich als tödliche Bedrohung.
- Begrenzte Möglichkeiten: Textadventures boten dem Spieler nur eine begrenzte Anzahl von Befehlen und Wegen. Diese Einschränkung spiegelt die ausweglose Situation der Protagonisten wider, deren Handlungsspielraum vom Spiel brutal limitiert wird.
Analyse der Charaktere
Die Figuren in „Choose or Die“ sind entscheidend für die emotionale Wirkung der Geschichte.
Kayla (Iola Evans)
Kayla ist das Herz des Films. Sie ist keine typische „Final Girl“-Figur, sondern eine komplexe Persönlichkeit, die von Schuldgefühlen und dem Wunsch nach einem besseren Leben angetrieben wird. Ihr technisches Talent als Programmiererin macht sie zu einer fähigen Gegnerin für das Spiel, doch ihre wahre Stärke liegt in ihrer Empathie und ihrem Überlebenswillen. Der Tod ihres jüngeren Bruders, für den sie sich verantwortlich fühlt, ist eine offene Wunde, die das Spiel gnadenlos ausnutzt. Ihre Reise ist ein Kampf um Erlösung und Selbstbehauptung in einer Welt, die ihr jede Chance zu nehmen scheint.
Isaac (Asa Butterfield)
Isaac ist Kaylas einziger Vertrauter und Freund. Seine Figur dient mehreren Zwecken: Er ist die emotionale Stütze für Kayla, der Experte für Retro-Spiele und gleichzeitig ein tragisches Opfer des Fluchs. Seine unglückliche Liebe zu Kayla und sein Wunsch, sie zu beschützen, führen letztendlich zu seinem eigenen Untergang. Sein Schicksal unterstreicht die gnadenlose Natur des Spiels, das keine Freundschaften oder Allianzen zulässt.
Hal (Eddie Marsan)
Hal ist eine Figur, die erst spät im Film auftaucht, aber eine zentrale Rolle für das Verständnis des Fluchs spielt. Als Familienvater, der zuvor vom Spiel terrorisiert wurde, repräsentiert er eine dunklere Version dessen, was aus Kayla werden könnte. Er hat gelernt, den Fluch zu seinem Vorteil zu nutzen, indem er Kopien des Spiels an andere weitergibt und deren Leid für sein eigenes Wohlbefinden missbraucht. Er verkörpert die moralische Korruption, die das Spiel erzwingt, und stellt die Frage: Wie weit würdest du gehen, um deine eigene Familie zu schützen?
Kritische Rezeption und Zuschauerreaktionen
„Choose or Die“ erhielt bei seiner Veröffentlichung gemischte Kritiken. Während einige Kritiker das originelle Konzept und die sozialkritischen Untertöne lobten, bemängelten andere eine inkonsistente Ausführung und ein schwaches Ende.
Stärken des Films (laut Kritikern):
- Originelle Prämisse: Die Idee eines verfluchten Retro-Spiels wurde als erfrischend und kreativ empfunden.
- Sozialkritik: Der Kommentar zu Armut und Ausbeutung verlieh dem Film eine unerwartete Tiefe.
- Atmosphäre: Viele lobten die düstere und beklemmende Stimmung, die Regisseur Toby Meakins erzeugte.
Schwächen des Films (laut Kritikern):
- Unausgeschöpftes Potenzial: Einige meinten, dass die faszinierende Idee nicht ihr volles Potenzial entfaltet habe.
- Logiklücken: Die Regeln und die Mythologie des Spiels blieben für einige Zuschauer zu vage und inkonsistent.
- Das Ende: Das offene Ende, das eine Fortsetzung andeutet, wurde von vielen als unbefriedigend empfunden.
Bei den Zuschauern löste der Film ebenfalls geteilte Reaktionen aus. Viele Horrorfans schätzten den Film für seine kreativen Todesszenen und die psychologische Spannung. Andere fanden ihn vorhersehbar oder waren vom Ende enttäuscht. Dennoch hat der Film eine engagierte Fangemeinde gefunden und regte online zu zahlreichen Diskussionen und Theorien über die Bedeutung des Fluchs und eine mögliche Fortsetzung an.
Kultureller Kontext und filmische Einflüsse
„Choose or Die“ steht nicht im luftleeren Raum, sondern reiht sich in eine lange Tradition von Horrorfilmen ein, die Technologie als Quelle des Grauens nutzen.
| Film / Serie | Gemeinsamkeit mit „Choose or Die“ |
|---|---|
| The Ring (2002) | Ein verfluchtes Medium (Videokassette vs. Videospiel), das nach Konsum tödliche Konsequenzen hat. |
| Black Mirror (insb. „Playtest“) | Die Vermischung von virtueller Realität und physischer Welt mit schrecklichen Folgen für den Nutzer. |
| Jumanji (1995) | Ein Spiel, das die Realität beeinflusst, wenn auch in einem abenteuerlicheren und weniger düsteren Ton. |
| Saw (Reihe) | Charaktere werden gezwungen, unmögliche Entscheidungen zu treffen, um zu überleben („Choose or die“). |
| Unfriended (2014) | Übernatürlicher Horror, der sich vollständig über eine technologische Schnittstelle (Computerbildschirm) abspielt. |
Der Film profitiert zudem von der Welle der 80er-Jahre-Nostalgie, die durch Serien wie „Stranger Things“ populär gemacht wurde. Er dreht den Spieß jedoch um, indem er diese Nostalgie nicht feiert, sondern sie als Quelle einer böswilligen und archaischen Macht darstellt. Wenn Sie mehr über den Einfluss von Nostalgie im modernen Kino erfahren möchten, lesen Sie mehr dazu in unserem Beitrag über Retro-Trends in der Filmindustrie.
Fazit: Eine Entscheidung mit Konsequenzen
„Choose or Die“ ist weit mehr als ein einfacher Schocker. Der Film ist eine ambitionierte Mischung aus übernatürlichem Horror, psychologischem Thriller und scharfer Sozialkritik. Er nutzt die Nostalgie für Retro-Gaming, um eine düstere Metapher für moderne Ausbeutungsverhältnisse zu schaffen. Kayla wird zur Symbolfigur für eine Generation, die von einem System in die Enge getrieben wird, das ihnen nur scheinbar eine Wahl lässt.
Obwohl der Film in seiner Ausführung nicht immer perfekt ist und einige Fragen offenlässt, bleibt die zentrale Prämisse fesselnd und regt zum Nachdenken an. Die Entscheidung, sich auf die psychologische Belastung der Protagonistin statt auf billige Schockmomente zu konzentrieren, verleiht dem Film eine nachhaltige Wirkung. Das offene Ende mag für manche unbefriedigend sein, doch es unterstreicht die zynische Kernbotschaft des Films: Der Fluch – und das System, das er repräsentiert – ist nicht besiegt. Er wurde lediglich an eine neue Person weitergegeben, die nun die Macht hat, die Spielregeln zu ändern und diejenigen zu bestrafen, die von dem Leid anderer profitieren. „Choose or Die“ ist somit eine relevante und beunruhigende Erinnerung daran, dass jede Entscheidung Konsequenzen hat – besonders in einer Welt, in der die Wahlmöglichkeiten oft nur eine Illusion sind.
Häufig gestellte Fragen (FAQs)
Wird es eine Fortsetzung zu „Choose or Die“ geben?
Offiziell wurde bisher keine Fortsetzung angekündigt. Das Ende des Films, in dem Kayla die Kontrolle über den Fluch übernimmt und beschließt, ihn gegen die „Reichen“ einzusetzen, lässt die Tür für ein Sequel jedoch weit offen.
Basiert der Film auf einem echten Spiel?
Nein, das Spiel „CURS>R“ ist eine reine Erfindung für den Film. Es ist jedoch stark von den Textadventure-Spielen der 1980er Jahre inspiriert, die auf ähnlichen Eingabeaufforderungen basierten.
Wer ist die Stimme des Spiels „CURS>R“?
Die unheimliche Stimme, die den Spieler durch das Spiel führt, stammt im Original von Robert Englund, der weltberühmt für seine Rolle als Freddy Krueger in der „A Nightmare on Elm Street“-Reihe ist.
Was bedeutet das Ende von „Choose or Die“?
Am Ende besiegt Kayla den finalen Boss (eine Version ihrer selbst) und wird zur neuen „Curs>r“. Sie erlangt die Fähigkeit, den Fluch zu kontrollieren. Anstatt ihn zu beenden, beschließt sie, ihn als Waffe gegen diejenigen zu verwenden, die von dem Leid anderer profitieren, beginnend mit Hal, dem Mann, der den Fluch ursprünglich auf sie übertragen hat.
Was ist die Hauptbotschaft des Films?
Die zentrale Botschaft ist eine Kritik an sozialen und ökonomischen Ungleichheiten. Der Film argumentiert, dass Armut Menschen in unmögliche Situationen zwingt, in denen jede Entscheidung negativ ist. Das Spiel „CURS>R“ dient als Metapher für ein ausbeuterisches System, das die Schwachen gegeneinander ausspielt.
