Weihnachten ist die Zeit der Besinnlichkeit, der Vorfreude – und in Deutschland traditionell die Zeit der Planungssicherheit. Doch wer sich in diesem Jahr auf den Gerresheimer Winterzauber in Düsseldorf gefreut hat, steht nun vor verschlossenen Toren. Ein ambitioniertes Großprojekt, angekündigt als XXL-Weihnachtsmarkt, ist krachend gescheitert. Nicht an zu wenig Schnee, nicht an mangelndem Interesse, sondern an einer Mischung aus Hybris, Bürokratie und fatalem Zeitmanagement.
Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe: Kurz vor der geplanten Eröffnung am 20. November 2025 wurde der Weihnachtsmarkt abgesagt. Was bleibt, ist Fassungslosigkeit bei den Besuchern, existenzielle Sorgen bei den Schaustellern und ein bitterer Nachgeschmack für den Veranstaltungsstandort Düsseldorf.
Dieser Artikel analysiert das Scheitern dieses Großprojekts, beleuchtet die Hintergründe und stellt die unangenehme Frage: Ist unsere Event-Kultur am Ende ihrer professionellen Fahnenstange angelangt oder erstickt deutsche Gründlichkeit jede Innovation im Keim?
Der Traum vom Wintermärchen: Was geplant war
Es klang fast zu schön, um wahr zu sein. Auf dem Gelände der ehemaligen Glashütte in Düsseldorf-Gerresheim sollte ein wahres Winterwunderland entstehen. Die Maus Event GmbH hatte Großes vor.
- Fläche: Ursprünglich 60.000 Quadratmeter, später reduziert auf 35.000.
- Attraktionen: Ein XXL-Weihnachtsmarkt mit Riesenrad, Eislaufbahn, Show-Zelt („Eis & Aura“), Mittelaltermarkt und diversen Fahrgeschäften.
- Ziel: Eine Mischung aus klassischem Weihnachtsmarkt Düsseldorf und Kirmes-Spektakel.
Die Vision war klar: Man wollte nicht nur glühweintrinkende Passanten anlocken, sondern ein Destination-Event schaffen, das über die Grenzen von NRW hinaus strahlt. Doch Visionen benötigen ein Fundament – und genau das fehlte hier offensichtlich.
Chronologie des Scheiterns: Warum der Weihnachtsmarkt abgesagt wurde
Die Absage kam nicht aus heiterem Himmel, auch wenn es für die Öffentlichkeit so wirkte. Wer die Mechanismen deutscher Behörden kennt, weiß: Ein „Nein“ kurz vor knapp hat meist eine lange Vorgeschichte.
Der Faktor Zeit: Ein Rennen, das nicht zu gewinnen war
Der Veranstalter, die Maus Event GmbH, hat in einem bemerkenswert offenen Statement auf Facebook eigene Fehler eingeräumt. „Im Verlauf des laufenden Verfahrens und der Antragstellung müssen wir einsehen, dass wir mit der Planung deutlich früher hätten beginnen müssen“, hieß es dort.
Das ist eine Untertreibung. Für eine Veranstaltung dieser Größenordnung – wir sprechen hier von zehntausenden erwarteten Besuchern und massiven logistischen Herausforderungen – ist ein Planungsbeginn im selben Jahr oft schon zu spät. Behörden in Großstädten wie Düsseldorf arbeiten nicht auf Zuruf. Brandschutz, Fluchtwege, Lärmschutz und vor allem das Verkehrskonzept müssen monatelang geprüft werden.
Die Verkehrssituation: Das Nadelöhr Gerresheim
Ein entscheidender Punkt, warum der XXL-Weihnachtsmarkt abgesagt wurde, war offenbar die Sorge um den Verkehr. Gerresheim ist ein historisch gewachsener Stadtteil mit begrenzter Infrastruktur. Die Stadt Düsseldorf lehnte den Antrag unter anderem wegen fehlender verkehrstechnischer Unterlagen ab. Die Befürchtung: Eine Überlastung des S-Bahnhofs Gerresheim und ein Verkehrskollaps rund um das Gelände.
Dass dies erst Tage vor der Eröffnung zum K.O.-Kriterium wird, wirft Fragen auf – sowohl an den Veranstalter als auch an die Kommunikation seitens der Stadt.
Der verzweifelte Rettungsversuch
Man muss dem Veranstalter zugutehalten, dass er bis zuletzt gekämpft hat. Die Fläche wurde fast halbiert, große Fahrgeschäfte wie der „Top Spin“ gestrichen. Man versuchte, das Weihnachtsmarkt Düsseldorf-Event zu „schrumpfen“, um es genehmigungsfähig zu machen. Doch eine Salamitaktik funktioniert bei Sicherheitskonzepten selten. Wenn das Grundgerüst wackelt, hilft es nicht, das Dachgeschoss abzubauen.
| Geplante Attraktion | Status | Grund der Streichung |
|---|---|---|
| XXL-Riesenrad | Abgesagt | Gesamtkonzept gescheitert |
| Eisshow „Eis & Aura“ | Abgesagt | Fehlende Genehmigung |
| Fahrgeschäfte (Top Spin etc.) | Gestrichen | Vorab entfernt, um Auflagen zu erfüllen |
| Mittelaltermarkt | Abgesagt | Gesamtkonzept gescheitert |
Analyse: Dilettantismus oder Behördenwillkür?
Es ist leicht, jetzt mit dem Finger auf eine Seite zu zeigen. Doch die Wahrheit liegt, wie so oft, in der Mitte. Eine kritische Betrachtung der Verantwortlichkeiten.
1. Die Verantwortung des Veranstalters
Wer einen XXL-Weihnachtsmarkt ankündigt und Tickets verkauft, bevor die Tinte unter der Genehmigung trocken ist, geht ein hohes Risiko ein. In der Eventbranche ist das zwar nicht unüblich („The show must go on“), aber bei einem Event dieser Dimension an einem neuen Standort ist es fahrlässig. Die Aussage, man habe die Vorlaufzeit unterschätzt, wirkt bei einer professionellen Agentur wie der Maus Event GmbH, die auch den „Kiez Advent“ erfolgreich betreibt, irritierend. Es zeugt von einer Fehleinschätzung der bürokratischen Realität in Deutschland.
2. Die Rolle der Stadt Düsseldorf
Die Stadtverwaltung muss sich fragen lassen, ob sie investorenfreundlich genug agiert. Natürlich geht Sicherheit vor. Aber wenn ein Veranstalter signalisiert, dass er bereit ist, Konzepte anzupassen, sollte eine Verwaltung auch als Ermöglicher auftreten, nicht nur als Verhinderer. Dass die endgültige Absage so kurzfristig kam, deutet darauf hin, dass die Kommunikationswege zwischen Amt und Antragsteller nicht optimal waren. Für das Image der Stadt als Event-Standort ist das ein Dämpfer.
Die Leidtragenden: Mehr als nur enttäuschte Besucher
Wenn ein Weihnachtsmarkt abgesagt wird, denken wir zuerst an den fehlenden Glühwein. Doch die wirtschaftlichen Folgen sind gravierend.
Das Desaster für die Schausteller
Über 70 Schaustellerfamilien hatten sich auf den Gerresheimer Winterzauber verlassen. Für sie ist die Vorweihnachtszeit die wichtigste Einnahmequelle des Jahres. Sie haben Waren eingekauft, Personal geplant und Standgebühren kalkuliert. Eine Absage eine Woche vor Start ist für viele existenzbedrohend. Sie können so kurzfristig kaum auf andere, attraktive Märkte ausweichen, da die Plätze dort längst vergeben sind.
Vertrauensverlust beim Publikum
„Nicht zu fassen“, „Amateurhaft“ – die Kommentare in den sozialen Netzwerken sprechen eine deutliche Sprache. Die Besucher fühlen sich verschaukelt. Viele hatten Tickets für die Eisshow gekauft oder ihren Besuch fest eingeplant. Zwar wird das Geld erstattet, doch das Vertrauen ist beschädigt. Wer plant für 2026 einen Besuch, wenn er die Absage von 2025 im Hinterkopf hat?
Alternativen: Wohin jetzt in NRW?
Auch wenn der XXL-Weihnachtsmarkt abgesagt ist, muss niemand in NRW auf Weihnachtsstimmung verzichten. Die Ironie der Geschichte: Der gleiche Veranstalter betreibt eine hervorragende Alternative.
Der „Kiez Advent“ in Düsseldorf-Derendorf
Auf dem Münsterplatz findet ab dem 24. November der „Kiez Advent“ statt. Er ist kleiner, gemütlicher und – das Wichtigste – er ist genehmigt. Er wird ebenfalls von der Maus Event GmbH organisiert, was zeigt, dass sie es grundsätzlich können.
Weitere Highlights in der Region
Wer den großen Trubel sucht, den der Gerresheimer Markt versprochen hatte, wird hier fündig:
- Weihnachtsmarkt Düsseldorf Zentrum: Die Klassiker an der Kö, am Rathaus und am Schadowplatz finden wie gewohnt statt.
- Cranger Weihnachtszauber: Ein echtes Kirmes-Weihnachts-Crossover in Herne, das vielleicht dem am nächsten kommt, was in Gerresheim geplant war.
- Weihnachtsmarkt Essen: Bekannt für seine Lichterwochen und internationale Stände.
Ausblick: Gibt es eine zweite Chance für 2026?
Die Veranstalter haben angekündigt, nicht aufzugeben. Man wolle für 2026 „frühzeitig“ in die Planung gehen. Die Stadt Düsseldorf hat signalisiert, dass die Tür nicht zu ist. Wenn die Hausaufgaben gemacht werden – vor allem beim Verkehrskonzept – könnte der Gerresheimer Winterzauber 2026 doch noch Realität werden.
Doch der Schaden ist angerichtet. Das Label „XXL“ hat Risse bekommen. Für 2026 wird es nicht reichen, nur größer und lauter zu sein. Es wird darum gehen, Professionalität und Verlässlichkeit zu beweisen. Der Weihnachtsmarkt Düsseldorf braucht keine Luftschlösser, sondern solide Events, die stattfinden.
Fazit: Eine Lehre in Demut
Die Absage des Gerresheimer Winterzaubers ist ein Lehrstück darüber, was passiert, wenn Ambition auf Realität trifft. Es zeigt uns, dass auch in einer hochorganisierten Gesellschaft Dinge scheitern können.
Für uns als Besucher bleibt die Erkenntnis: Nichts ist selbstverständlich. Vielleicht sollten wir die kleinen, lokalen Märkte, die seit Jahren verlässlich ihre Buden aufbauen, in diesem Jahr umso mehr wertschätzen. Sie mögen kein „XXL“ im Namen tragen, aber sie finden statt. Und am Ende ist ein kleiner Glühwein in der Hand besser als ein großer Traum, der platzt.
Der Weihnachtsmarkt abgesagt-Status in Gerresheim ist ein Weckruf. Hoffen wir, dass alle Beteiligten – Veranstalter und Stadt – daraus lernen, damit wir 2026 nicht wieder vor verschlossenen Toren stehen.
FAQs (Häufig gestellte Fragen)
Warum wurde der XXL-Weihnachtsmarkt in Düsseldorf abgesagt?
Der „Gerresheimer Winterzauber“ wurde abgesagt, weil die notwendigen Genehmigungen der Stadt Düsseldorf nicht rechtzeitig erteilt wurden. Hauptgründe waren ein zu später Planungsbeginn seitens des Veranstalters und unzureichende Verkehrskonzepte.
Bekomme ich mein Geld für gekaufte Tickets zurück?
Ja, der Veranstalter Maus Event GmbH hat bestätigt, dass alle bereits gekauften Tickets (z.B. für die Eisshow) vollständig erstattet werden. Käufer sollen direkt informiert werden.
Gibt es Alternativen zum Gerresheimer Winterzauber?
Ja, in Düsseldorf findet unter anderem der „Kiez Advent“ auf dem Münsterplatz in Derendorf statt (ebenfalls vom selben Veranstalter). Zudem sind die klassischen Weihnachtsmärkte in der Düsseldorfer Innenstadt wie gewohnt geöffnet.
Findet der Weihnachtsmarkt 2026 statt?
Der Veranstalter hat angekündigt, für das Jahr 2026 einen neuen Anlauf zu nehmen und frühzeitig mit der Planung und dem Genehmigungsverfahren zu beginnen. Eine Garantie gibt es jedoch noch nicht.
Welche Attraktionen waren auf dem XXL-Weihnachtsmarkt geplant?
Geplant waren unter anderem ein Riesenrad, diverse Kirmes-Fahrgeschäfte, eine Eislaufbahn mit Show-Programm, ein Mittelaltermarkt sowie zahlreiche Gastronomiestände auf ursprünglich 60.000 Quadratmetern.
