Am frühen Donnerstagmorgen wurde René Benko, einst ein führender Name in der Immobilienbranche, in seiner luxuriösen Villa in Innsbruck von der österreichischen Polizei festgenommen.
Die zuständige Staatsanwaltschaft bestätigte die Aktion und nannte als Gründe für die Festnahme sowohl die Gefahr einer Begehung weiterer Straftaten als auch eine mögliche Beeinflussung der Ermittlungen. Dieser Vorfall stellt einen weiteren dramatischen Wendepunkt in der anhaltenden Krise um den ehemaligen Milliardär dar.
Ermittlungen in mehreren Ländern
Nicht nur in Österreich gerät Benko immer stärker unter Druck. Das Netz der Ermittlungen gegen ihn erstreckt sich über nationale Grenzen hinaus. Kürzlich hat die österreichische Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) gemeinsam mit deutschen Behörden ein internationales Ermittlungsteam gebildet, das es ermöglichen soll, grenzüberschreitende Straftaten effizienter zu verfolgen. Deutschland, insbesondere die Staatsanwaltschaften aus Berlin und München, ist ebenfalls an den Untersuchungen beteiligt.
Auch italienische Ermittlungsbehörden haben im Dezember des vergangenen Jahres einen Haftbefehl gegen Benko erlassen. Die Vorwürfe sind vielfältig und schwerwiegend, darunter Manipulation von Ausschreibungen, unzulässige Einflussnahme und Betrug.
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Wirtschaftlicher Kollaps und finanzielle Forderungen
Benko war einst Gründer und Kopf der Signa Holding, einem Immobiliengiganten, der ein Portfolio umfasste, das einige der angesehensten Kaufhäuser in Deutschland wie das KaDeWe und Galeria Karstadt Kaufhof einschloss. Doch die einstige Stärke des Unternehmens wurde durch steigende Zinsen, explodierende Energiekosten und massive Baukosten stark geschwächt. Im November 2023 meldete Signa Insolvenz an – der Zusammenbruch gilt als die größte Firmenpleite in der österreichischen Wirtschaftsgeschichte.
Auch Benko persönlich blieb nicht verschont. Im März 2024 beantragte er Privatinsolvenz. Die Forderungen der Gläubiger belaufen sich nach Informationen des Insolvenzverwalters auf schwindelerregende 2,4 Milliarden Euro. Dieses immense Loch in den Finanzen verdeutlicht das Ausmaß des geschäftlichen Desasters, das sich entfaltet hat.
Streit um staatliche Corona-Hilfen
Ein weiterer Vorwurf betrifft die Nutzung staatlicher Hilfsgelder während der Corona-Pandemie. Konkret wird untersucht, ob für das exklusive „Chalet N“, ein Luxusobjekt im bekannten Skiort Lech am Arlberg, missbräuchlich Corona-Unterstützungsleistungen beantragt wurden. Statt sie zur wirtschaftlichen Sicherung zu nutzen, sollen diese Gelder womöglich in andere Projekte oder persönliche Zwecke umgeleitet worden sein.
Diese Vorwürfe kommen zu bereits bestehenden Untersuchungen hinzu, etwa wegen möglicher Kreditbetrügereien sowie eines früheren versuchten Bestechungsfalls. Darüber hinaus steht René Benko im Verdacht, Vermögenswerte verschleiert oder unrechtmäßig auf die Seite geschafft zu haben.
Die Verteidigung von René Benko
Sein Anwalt, Dr. Norbert Wess, äußerte sich vorsichtig zu der Situation. Zwar bestätigte er den Haftbefehl, betonte jedoch, dass über eine mögliche Untersuchungshaft erst in den kommenden 48 Stunden das Gericht befinden werde. Wess verteidigte seinen Mandanten vehement und wies die zahlreichen Anschuldigungen als nicht gerechtfertigt zurück.
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Der Fall als Spiegelbild wirtschaftlicher Höhen und Tiefen
René Benko, einst gefeierter Visionär und vermögender Geschäftsmann, hat ein beispielloses Auf und Ab seiner Karriere erlebt. Seine expansive Strategie und der massive Schuldenaufbau führten letztendlich zur Katastrophe. Mit der Festnahme erreicht der schwindelerregende Fall einen weiteren Tiefpunkt und zeigt, wie umfangreich die rechtlichen wie auch finanziellen Konsequenzen für den Ex-Milliardär sein könnten.
Obwohl der endgültige Ausgang der verschiedenen Verfahren noch ungewiss ist, steht eines fest: Der Ruf Benkos als einflussreicher Akteur in der europäischen Immobilienwelt hat irreparablen Schaden genommen. Sein Imperium, einst ein Symbol für Erfolg und Macht, liegt in Trümmern – zurück bleiben ein rechtlicher Kampf und eine lange Schlange von Gläubigern, die auf Antworten hoffen.