Einleitung:
In den letzten Jahren schien die Bedrohung durch den Islamischen Staat (IS) zu schwinden, nachdem er 2019 militärisch besiegt wurde. Doch die Terrororganisation hat sich neu formiert, diesmal mit ihrem afghanischen Ableger, der als IS in der Provinz Khorasan (ISKP) bekannt ist. Diese neue Bedrohung könnte den Beginn einer neuen Welle von Anschlägen in Europa bedeuten. Warum ist IS zurück und was bedeutet das für Europa?
Wichtige Punkte auf einen Blick:
- Der IS, der einst große Teile Syriens und des Iraks kontrollierte, wurde 2019 besiegt. Doch sein afghanischer Ableger ISKP stellt eine neue Bedrohung dar.
- Einzelfall-Terrorismus nimmt zu, was die Prävention erschwert.
- Junge Menschen, die sich radikal über soziale Medien entwickeln, spielen eine immer größere Rolle.
- Terroranschläge nehmen wieder zu – die Bedrohung ist akuter denn je.
IS: Geschichte einer Terrororganisation
Entstehung des Kalifats im Nahen Osten
Der Islamische Staat entstand aus der Terrororganisation al-Qaida und erlangte durch den syrischen Bürgerkrieg zunehmend an Einfluss. Im Jahr 2014 erklärte der IS ein Kalifat und kontrollierte große Teile Syriens und des Iraks. Die Terrorgruppe verbreitete Angst und Schrecken weit über den Nahen Osten hinaus. Gräueltaten, wie die Enthauptungen und Massaker an den Jesiden, gingen um die Welt.
Der Höhepunkt des Terrors
Zwischen 2014 und 2017 verübte der IS eine Vielzahl von Anschlägen in Europa. Beispiele sind der Angriff auf das Bataclan-Theater in Paris im Jahr 2015 und der Anschlag auf den Breitscheidplatz in Berlin 2016. Diese Angriffe zeigten die globale Reichweite des IS und seine Fähigkeit, Kämpfer weltweit zu rekrutieren.
Militärische Niederlage
Dank einer von den USA geführten Koalition wurde der IS 2019 militärisch besiegt, und die Gefahr schien vorerst gebannt. Doch der Rückgang der IS-Anschläge in Europa führte dazu, dass der Kampf gegen die Organisation auf internationaler Ebene weniger Priorität erhielt. Doch wie sich nun zeigt, war dies nur eine vorübergehende Atempause.
Ausbreitung des IS nach Afrika und Asien
Nachdem der IS seine Kontrolle im Nahen Osten verlor, verlagerte er seine Aktivitäten in andere Regionen. Besonders in Subsahara-Afrika und Südasien errichtete die Gruppe neue Ableger. Diese operieren jedoch weitgehend in ihren jeweiligen Regionen.
Eine Ausnahme bildet der afghanische Ableger ISKP, der zunehmend internationale Angriffe durchführt und eine wachsende Bedrohung für Europa darstellt.
Der Aufstieg der ISKP in Afghanistan
Wer ist ISKP?
Die Islamische Staat-Provinz Khorasan (ISKP) besteht unter anderem aus ehemaligen Taliban-Kämpfern und operiert seit über zehn Jahren in der Region. Durch den Abzug der westlichen Truppen und die Machtübernahme der Taliban in Afghanistan 2021 konnte die ISKP ihren Einfluss ausbauen.
Feindschaft mit den Taliban
Die ISKP ist eine radikale Gruppe, die den Taliban feindlich gegenübersteht. Seit der Machtübernahme der Taliban hat die ISKP Hunderte von Anschlägen in Afghanistan verübt, darunter auch gezielte Angriffe auf Zivilisten.
Eine neue Bedrohung für Europa
Anschläge in Europa durch Einzeltäter
Anders als in den früheren Jahren setzt die ISKP zunehmend auf Einzeltäter. Diese Strategie macht es den Behörden schwer, Anschläge vorherzusehen und zu verhindern. Besonders alarmierend ist die Radikalisierung über das Internet und soziale Medien, die oft ohne physische Treffen oder Verbindungen zu extremistischen Moscheen erfolgt.
Der Anschlag in Solingen
Ein Beispiel ist der Anschlag in Solingen, bei dem ein Täter, der als Flüchtling nach Deutschland gekommen war, drei Menschen tötete. Ein Video, das kurz nach dem Angriff veröffentlicht wurde, zeigt den mutmaßlichen Täter, wie er dem IS die Treue schwört.
Propaganda und Rekrutierung über das Internet
Die ISKP nutzt eine gut ausgebaute Propagandamaschinerie, um ihre Botschaften weltweit zu verbreiten. Die Terrorgruppe betreibt eigene Newsletter, Magazine und ist auf sozialen Medien aktiv. Experten sprechen in diesem Zusammenhang von einem „Medien-Dschihad“, der darauf abzielt, Anhänger weltweit zu Terroranschlägen zu inspirieren.
Taktiken des ISKP: Fokus auf Einzeltäter
Die Renaissance der IS-Taktiken zeigt sich vor allem durch die vermehrten Anschläge durch Einzelpersonen. Diese Täter haben oft psychische Probleme und werden über das Internet zu Gewaltakten angestachelt. Ein typisches Beispiel sind Messerangriffe, wie sie in den letzten Jahren zugenommen haben.
Terrorismus als psychologische Waffe
Der IS-Propagandasprecher Abu Hudhaifah al-Ansari forderte „einsame Wölfe“ auf, Christen und Juden weltweit anzugreifen. Dies zeigt die gezielte Taktik des ISKP, mit kleinen, schwer zu überwachenden Zellen zu operieren.
Radikalisierung der Jugend über soziale Medien
Die Rolle der sozialen Medien
In der heutigen Zeit radikalisieren sich viele junge Menschen fast ausschließlich über das Internet. Im Gegensatz zu früheren Jahren, in denen radikale Moscheen eine Schlüsselrolle spielten, entfalten soziale Medien wie Telegram und Twitter eine enorme Anziehungskraft auf Jugendliche, die für radikale Ideologien empfänglich sind.
Motivationsschub durch aktuelle Konflikte
Der Gaza-Konflikt und die Unterstützung des Westens für Israel spielen dem IS in die Hände. Die Terrororganisation nutzt diesen Konflikt, um das Narrativ zu verbreiten, dass der Westen einen Krieg gegen den Islam führt. Diese Erzählung ist besonders unter muslimischen Jugendlichen populär.
Akute Gefahr: Ist Europa vorbereitet?
Die neue Welle des Terrors
Experten wie Peter R. Neumann von King’s College sehen in der Zunahme der Einzeltäterangriffe den Beginn einer neuen Terrorwelle in Europa. Obwohl der IS militärisch geschwächt ist, zeigt sich, dass seine Ideologie weiterhin gefährlich ist. Europa muss sich auf verstärkte Sicherheitsmaßnahmen einstellen, um zukünftige Anschläge zu verhindern.
Die Herausforderung der Prävention
Die größte Herausforderung für die Sicherheitsbehörden ist die Unvorhersehbarkeit der Angriffe. Einzeltäter, die sich im Internet radikalisieren, sind schwer zu überwachen. Die Rückkehr des Terrors stellt Europa vor neue, komplexe Probleme.
Was ist der Islamische Staat (IS)?
Der IS ist eine jihadistische Terrororganisation, die 2014 ein Kalifat in Teilen Syriens und des Iraks ausrief und für zahlreiche Anschläge weltweit verantwortlich ist.
Was ist ISKP?
ISKP steht für Islamische Staat-Provinz Khorasan, den afghanischen Ableger des IS. Diese Gruppe operiert hauptsächlich in Afghanistan, stellt jedoch eine wachsende Bedrohung für Europa dar.
Warum setzt die ISKP auf Einzeltäter?
Der Verlust von Territorien zwingt die Gruppe, auf kleinere Strukturen und individuelle Täter zurückzugreifen, die schwerer zu überwachen sind.
Wie radikalisieren sich junge Menschen über soziale Medien?
Viele Jugendliche werden heute über Plattformen wie Telegram oder Twitter radikalisiert, ohne direkten Kontakt zu extremistischen Organisationen.
Was bedeutet die neue Terrorgefahr für Europa?
Experten warnen vor einer möglichen neuen Welle von Terroranschlägen in Europa, vor allem durch Einzeltäter, die schwer zu verhindern sind.