
In Sachsen-Anhalt nahe Pömmelte verbirgt sich ein außergewöhnliches Heiligtum, das archäologisch als das „Deutsche Stonehenge“ bekannt ist. Mit über 4.000 Jahren Geschichte wirft dieser besondere Ort Licht auf die religiösen und kulturellen Praktiken unserer Vorfahren.
Doch was macht den Pömmelte Ringheiligtum so besonders und warum wird er mit dem berühmten Stonehenge in England verglichen? Hier werfen wir einen genaueren Blick auf das mystische Pömmelte und seine Bedeutung für die prähistorischen Kulturen Mitteleuropas.
Was ist das Ringheiligtum von Pömmelte?
Das Ringheiligtum bei Pömmelte, auch als „Deutsches Stonehenge“ bezeichnet, wurde im Jahr 1991 entdeckt und liegt im Ortsteil Pömmelte der Stadt Barby in Sachsen-Anhalt. Es umfasst sieben ineinandergreifende Ringe aus Holzpfosten, Erdwällen und Gräben mit einem Durchmesser von etwa 115 Metern.
Anders als Stonehenge aus Stein wurde das Heiligtum in Pömmelte aus Holz gebaut, was für Archäologen eine Herausforderung darstellt, da sie die Geschichte dieser Anlage nur anhand von Überresten rekonstruieren können.
Wichtige Eckdaten des Heiligtums
- Baujahr: circa 2.300 v. Chr.
- Nutzung: rund 250 bis 300 Jahre
- Kulturelle Bedeutung: Neolithikum bis Frühe Bronzezeit
- Funktion: Kultstätte für Rituale, Begräbnisse und Opferzeremonien
Die Kulturen und ihre Rituale am Ringheiligtum

Die Glockenbecherkultur: Die ersten Siedler am Heiligtum
Das Ringheiligtum wurde erstmals von der Glockenbecherkultur im 24. Jahrhundert v. Chr. erbaut und genutzt. Die Glockenbecherkultur, eine der bedeutendsten neolithischen Kulturen, zeichnete sich durch ihre typischen Glockenbecherkeramiken und großen Siedlungen aus. Archäologische Ausgrabungen haben gezeigt, dass die ersten Bewohner mindestens zwölf Gebäude in der Nähe des Heiligtums errichteten.
Die Aunjetitzer Kultur: Frühe Bronzezeitliche Bewohner
Um das Jahr 2.250 v. Chr. entstand in der Region eine neue Siedlung der frühbronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur. Diese Gemeinschaft baute über hundert Gebäude und etablierte eine der größten Siedlungen dieser Zeit in Mitteleuropa.
Auch sie nutzten das Pömmelte-Heiligtum für rituelle Zwecke. Interessanterweise sind die Haupteingänge des Heiligtums so ausgerichtet, dass sie sich an den Positionen des Sonnenaufgangs und -untergangs orientieren – ein Hinweis darauf, dass die Stätte für Jahresfeste genutzt wurde.
Diese Feste, die im Einklang mit dem landwirtschaftlichen Zyklus standen, ähneln den späteren keltischen Festen, etwa Beltane, dem Sommeranfangsfest am 1. Mai, und Samhain, das heutige Halloween. Die Riten waren eng mit den Jahreszeiten, Erntezyklen und spirituellen Überzeugungen verbunden.
Die Schnurkeramiker: Frühe Nutzung des Pömmelte-Geländes
Eine noch frühere Kultur, die sogenannte Schnurkeramikkultur, hat Spuren in Form von Gruben und Silos hinterlassen, die auf das 26. Jahrhundert v. Chr. datiert werden. Obwohl keine Häuser gefunden wurden, konnten 78 Getreidesilos nachgewiesen werden, die zur Lagerung von Weizen, Gerste und Dinkel dienten. Die Vorräte waren ausreichend, um bis zu 780 Menschen ein Jahr lang zu ernähren – ein eindrucksvolles Zeugnis für die Bedeutung des Ortes.
Neue Forschungen zeigen, dass diese Kultur auch Tiere wie Rinder und Schweine hielt und die Ernährung vielfältig war. So hinterließen sie Spuren von Milchprodukten und Fleisch in den Keramikgefäßen, die Archäologen heute für Analysen nutzen.
Das Ende des Heiligtums: Ein Rätsel der Archäologie
Warum das Pömmelte-Heiligtum um das Jahr 2.000 v. Chr. verlassen und sogar absichtlich abgebaut wurde, bleibt ein Rätsel. Forscher haben herausgefunden, dass die Holzkonstruktionen sorgfältig in ihre Einzelteile zerlegt und die Gräben gefüllt wurden.
Diese „Entweihung“ könnte ein symbolischer Akt gewesen sein, vielleicht um die spirituelle Energie zu „verschließen“ oder die Bedeutung der Stätte zu transformieren.

Bedeutung des Pömmelte-Heiligtums heute
Heute gilt das Pömmelte-Heiligtum als eine bedeutende historische Stätte in Deutschland und wird oft mit Stonehenge verglichen. Der Unterschied liegt jedoch in der einzigartigen Holzbauweise und den zahlreichen Siedlungsüberresten, die einen tieferen Einblick in das Alltagsleben und die Glaubensvorstellungen unserer Vorfahren geben. Touristen und Geschichtsinteressierte können den rekonstruierten Ort besuchen und in die Welt der Frühgeschichte eintauchen.
Warum ist Pömmelte besonders?
- Kulturelle Vielfalt: Mehrere Kulturen hinterließen hier Spuren und nutzten die Stätte auf vielfältige Weise.
- Rekonstruktion der Geschichte: Archäologen konnten die komplexe Entwicklung der Region und ihre spirituelle Bedeutung erforschen.
- Beeindruckende Baukunst: Die präzise Ausrichtung und die strukturelle Komplexität zeigen das fortgeschrittene Wissen der prähistorischen Menschen.
Häufig gestellte Fragen (FAQs)
Was macht Pömmelte einzigartig?
Das Pömmelte-Heiligtum ist einzigartig, da es aus Holz gebaut wurde und viele Hinweise auf die spirituellen und sozialen Rituale der damaligen Kulturen bietet.
Ist Pömmelte wie Stonehenge?
Ja, aber es ist kleiner und aus Holz gebaut. Seine Funktion als Kultstätte und die rituelle Nutzung ähneln jedoch dem Stonehenge.
Welche Kulturen haben das Heiligtum genutzt?
Die Schnurkeramikkultur, die Glockenbecherkultur und die Aunjetitzer Kultur haben das Heiligtum genutzt.
Kann man das Heiligtum heute besichtigen?
Ja, das Heiligtum wurde rekonstruiert und ist heute eine touristische Attraktion in Sachsen-Anhalt.
Warum wurde das Heiligtum abgebaut?
Die Gründe sind unbekannt, aber es wird vermutet, dass es ein ritueller Akt war, möglicherweise zur „Entweihung“ des heiligen Ortes.
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