Warum Linda Zervakis mehr ist als nur ein Nachrichtengesicht
Linda Zervakis ist eine der bekanntesten und vielseitigsten Moderatorinnen Deutschlands. Doch hinter der seriösen Fassade der Tagesschau-Sprecherin verbirgt sich eine Frau, die nicht nur beruflich, sondern auch privat einen beeindruckenden Weg zurückgelegt hat. Von ihrem Aufstieg als erste Tagesschau-Sprecherin mit Migrationshintergrund bis zu ihrer aktuellen Rolle als Podcast-Host und ProSieben-Moderatorin – Zervakis verkörpert wie kaum eine andere öffentliche Person die Verbindung von Professionalität und Authentizität. In diesem Artikel tauchen wir tief in ihr Leben ein und untersuchen, was sie zu einer der spannendsten Medienpersönlichkeiten Deutschlands macht.
Kindheit und Prägung: Vom Gastarbeiterkind zur Medienikone
Linda Zervakis wurde am 25. Juli 1975 in Hamburg als Tochter griechischer Gastarbeiter geboren. Ihre Kindheit war geprägt von strengen Erziehungsmethoden und dem elterlichen Willen, dass aus ihren Kindern „etwas werden“ soll. In einem Interview mit der ZEIT beschrieb sie ihre Jugend als eine Zeit, in der Ehrgeiz und Disziplin im Vordergrund standen . Die Familie lebte in ärmlichen Verhältnissen in Hamburg-Harburg, und Linda teilte sich bis zu ihrem 18. Lebensjahr ein Zimmer mit ihren beiden älteren Brüdern. Nicht selten musste sie deren Kleidung auftragen, und die Frage, ob das Geld bis zum Monatsende reichen würde, war allgegenwärtig .
Die Herausforderungen einer bilingualen Identität
Ihre griechischen Wurzeln brachten ihr nicht nur kulturelle Bereicherung, sondern auch Herausforderungen. In der Schule wurde sie oft mit Spitznamen wie „Zaziki“ oder „Zervelatwurst“ gehänselt . Doch statt sich zu verstecken, entwickelte sie schon früh einen starken Willen und Durchsetzungsfähigkeit. Sie wehrte sich gegen die Angriffe ihrer Mitschüler und lernte, sich in einer Welt zu behaupten, die nicht immer freundlich zu ihr war. Diese Erfahrungen prägten ihren Charakter und halfen ihr später, auch in der Medienbranche bestehen zu können.
Der Kiosk der Eltern als prägende Erfahrung
Bis zu ihrem 28. Lebensjahr half Linda Zervakis sonntags im Kiosk ihrer Eltern aus . Diese Erfahrung beschreibt sie als eine der lehrreichsten ihres Lebens. Hier lernte sie, mit Menschen aus allen Schichten umzugehen, und bekam ein Gespür für soziale Ungerechtigkeiten. In ihrem Buch Königin der bunten Tüte: Geschichten aus dem Kiosk verarbeitete sie diese Erlebnisse und zeigt, wie sehr diese Zeit ihre Weltsicht und ihren Berufsweg beeinflusst hat .
Karriere: Vom Kiosk zur Tagesschau und darüber hinaus
Ihr beruflicher Werdegang ist ein Paradebeispiel für beruflichen Aufstieg durch harte Arbeit. Nach dem Abitur 1994 begann Zervakis als Texterin bei der Werbeagentur BBDO. Doch ihr Ziel war immer die Medienwelt. Ein Volontariat bei Radio Energy Hamburg ebnete ihr den Weg in den Journalismus .
Durchbruch beim NDR und der Tagesschau
2001 wechselte sie zum NDR, wo sie zunächst als Nachrichtensprecherin und Redakteurin für N-Joy arbeitete. Ab 2004 stand sie dann auch vor der Kamera und moderierte Schleswig-Holstein 18 Uhr . Ihr Talent und ihre Professionalität blieben nicht unbemerkt, und 2010 wurde sie zur Sprecherin der Tagesschau ernannt. Drei Jahre später, am 17. Mai 2013, übernahm sie die Moderation der 20-Uhr-Hauptausgabe – als erste Sprecherin mit Migrationshintergrund in der Geschichte der Tagesschau .
Wechsel zu ProSieben und neue Formate
Im Frühjahr 2021 verließ Linda Zervakis die Tagesschau und wechselte zu ProSieben. Dort moderierte sie an der Seite von Matthias Opdenhövel die Infotainment-Show Zervakis & Opdenhövel. Live. . Trotz anfänglicher Begeisterung wurde die Sendung aufgrund geringer Einschaltquoten nach zwei Jahren eingestellt . Doch das bedeutete nicht das Ende ihrer Karriere bei ProSieben. Sie moderiert weiterhin die Satiresendung Fake News und ist occasionally als Rategast bei The Masked Singer zu sehen .
Rückkehr zur ARD und Podcast-Erfolg
Seit Anfang 2025 ist Linda Zervakis wieder für die ARD tätig. Sie moderiert den Politik-Podcast Berlin Code aus dem ARD-Hauptstadtstudio . In diesem Podcast analysiert sie gemeinsam mit ARD-Korrespondenten wöchentlich die wichtigsten politischen Entwicklungen und bietet ihren Zuhörern tiefgehende Einblicke in die Welt der Politik . Parallel dazu läuft ihr bereits im Juni 2020 gestarteter Podcast Linda Zervakis präsentiert: Gute Deutsche bei Spotify .
Privatleben: Die Familie als Rückhalt
Hinter der erfolgreichen Karriere steht ein starkes Privatleben. Linda Zervakis ist seit 2012 mit einem NDR-Reporter verheiratet . Das Paar hat zwei Kinder: einen Sohn, geboren Ende 2012, und eine Tochter, geboren im Februar 2015 . Die Familie lebt in Hamburg, und Zervakis betont immer wieder, wie wichtig ihr der Rückhalt durch ihren Mann und ihre Kinder ist .
Die Balance zwischen Beruf und Familie
Als working mother kennt sie die Herausforderungen, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. In einem Interview mit der ZEIT verrät sie, dass ihre Kinder zunächst Probleme mit Fremdbetreuung hatten und sie deshalb jahrelang auf abendliche Verpflichtungen verzichtete . Ihr Mann unterstützt sie jedoch aktiv, und gemeinsam haben sie ein starkes Netzwerk mit anderen Eltern aufgebaut, um die Betreuung der Kinder zu gewährleisten .
Zukunftssorgen und Optimismus
Trotz ihrer positiven Ausstrahlung macht sich Linda Zervakis auch Sorgen um die Zukunft ihrer Kinder. Im Podcast Freundschaft auf Zeit äußerte sie Bedenken bezüglich der Klimakrise und deren Auswirkungen auf die nächste Generation . Dennoch versucht sie, optimistisch zu bleiben und ihren Kindern keine Ängste zu vermitteln.
Linda Zervakis als öffentliche Person: Neutralität und Haltung
Eine der markantesten Eigenschaften von Linda Zervakis ist ihre öffentliche Neutralität. Obwohl sie jahrelang über weltpolitische Themen berichtet hat, äußert sie sich selten zu politischen Fragen. In einem Interview erklärte sie, dass sie bewusst keine politischen Statements abgibt, um nicht mit ihrer Rolle als neutrale Nachrichtensprecherin in Konflikt zu geraten . Diese Haltung behält sie auch bei, seit sie nicht mehr bei der Tagesschau arbeitet.
Die Kontroverse um das Interview mit Olaf Scholz
Allerdings war ihre Neutralität auch Gegenstand von Diskussionen. Im Juni 2022 interviewte sie Bundeskanzler Olaf Scholz auf der re:publica, und später wurde bekannt, dass sie für diesen Auftritt vom Bundeskanzleramt engagiert und bezahlt worden war . Dies führte zu Kritik, da der Eindruck entstand, das Interview sei nicht unabhängig gewesen. Zervakis‘ Management wies darauf hin, dass sie in diesem Fall als Moderatorin und nicht als Journalistin tätig gewesen sei .
Ihre Einzigartigkeit: Warum Linda Zervakis die Medienlandschaft bereichert
Linda Zervakis ist nicht nur eine talentierte Moderatorin, sondern auch ein Vorbild für viele Menschen mit Migrationshintergrund. Sie zeigt, dass mit Ehrgeiz und Hartnäckigkeit auch unkonventionelle Karrieren möglich sind. Ihr Werdegang vom Gastarbeiterkind zur bekannten Medienpersönlichkeit ist beispielhaft für gelungene Integration und beruflichen Erfolg.
Die Bedeutung ihrer griechischen Wurzeln
Ihre griechische Herkunft sieht sie heute als Bereicherung. In Interviews betont sie, wie stolz sie auf ihre bikulturelle Identität ist und wie sie von beiden Kulturen profitiert hat . Diese Dualität ermöglicht es ihr, Themen aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und sich in unterschiedliche Milieus einzufühlen.
Ihr Beitrag zur Diversität in den Medien
Als erste Tagesschau-Sprecherin mit Migrationshintergrund hat sie dazu beigetragen, dass Diversität in den deutschen Medien mehr Aufmerksamkeit bekommt. Sie selbst sieht es als selbstverständlich an, dass Menschen mit ausländischen Wurzeln in allen Berufen erfolgreich sein können – auch als Nachrichtensprecher .
Die Zukunft von Linda Zervakis: Was kommt als nächstes?
Linda Zervakis ist auch mit 50 Jahren noch voller Energie und Pläne. Neben ihrer Tätigkeit als Podcast-Host und Moderatorin bei ProSieben träumt sie davon, irgendwann eine Frühstückspension in Griechenland zu eröffnen . Ob dieser Traum Wirklichkeit wird, bleibt abzuwarten. Sicher ist jedoch, dass sie auch weiterhin eine präsente und wichtige Stimme in der deutschen Medienlandschaft sein wird.
Ihre Rolle als Vermittlerin zwischen den Kulturen
Ihre einzigartige Position zwischen zwei Kulturen könnte in Zukunft noch wichtiger werden. In einer Zeit, in der gesellschaftliche Spannungen zunehmen, kann sie als Brückenbauerin fungieren und dazu beitragen, Missverständnisse zwischen verschiedenen Gruppen auszuräumen.
Mögliche neue Projekte
Es wäre denkbar, dass sie sich in Zukunft noch stärker politischen Themen widmet, vielleicht sogar in Form von eigenen Formaten oder Büchern. Ihr Podcast Berlin Code zeigt bereits jetzt ihr großes Interesse an politischen Zusammenhängen und ihre Fähigkeit, komplexe Themen verständlich zu vermitteln.
Fazit: Linda Zervakis als Inspiration für eine neue Generation
Linda Zervakis ist mehr als nur eine Moderatorin – sie ist ein Symbol für gelungene Integration und berufliche Excellence. Ihr Werdegang zeigt, dass man trotz schwieriger Startbedingungen durch Willenskraft und Unterstützung Großes erreichen kann. Gleichzeitig bleibt sie trotz ihres Erfolgs bodenständig und authentisch, was sie zu einer der sympathischsten Persönlichkeiten des deutschen Fernsehens macht.
Ihre Geschichte sollte uns daran erinnern, dass Herkunft nicht über Zukunft entscheiden muss und dass Vielfalt eine Stärke ist, die gefördert werden sollte. Linda Zervakis wird uns hoffentlich noch lange mit ihrer Stimme und ihrer Persönlichkeit begleiten – ob im Radio, im Fernsehen oder in ihren Podcasts.