Mehr als nur ein Glitzern am Horizont
Die Finanzmärkte senden klare Signale: Die Preise für Gold und Silber haben zum Jahresende 2025 neue, schwindelerregende Rekordhöhen erreicht. Am 26. Dezember überschritt der Silberpreis erstmals die Marke von 75 US-Dollar pro Unze, während der Goldpreis ein beeindruckendes Rekordhoch von 4.531 US-Dollar pro Unze markierte. Diese Zahlen sind weit mehr als nur trockene Börsendaten; sie sind das Fieberthermometer einer Weltwirtschaft, die von geopolitischen Spannungen, technologischer Disruption und tiefgreifender Unsicherheit geprägt ist.
Für Anleger, Ökonomen und Beobachter stellt sich die drängende Frage: Ist dies eine vorübergehende Spitze, angetrieben von panischen Reaktionen, oder erleben wir den Beginn einer neuen Ära, in der Edelmetalle ihre Rolle als ultimativer sicherer Hafen und fundamentaler Wertspeicher neu definieren?
Dieser Artikel taucht tief in die komplexen Ursachen dieser Preisexplosion ein. Wir analysieren nicht nur die offensichtlichen Treiber wie wirtschaftliche und geopolitische Unsicherheiten, sondern beleuchten auch subtilere, aber ebenso wirkungsvolle Kräfte. Dazu gehören die aggressive Einkaufspolitik der Zentralbanken, die unersättliche Nachfrage der Tech-Industrie nach Silber für KI-Halbleiter und das schwindende Vertrauen in traditionelle Währungen wie den US-Dollar. Basierend auf aktuellen Daten und Expertenmeinungen bieten wir eine umfassende Analyse, bewerten die Nachhaltigkeit dieses Trends und wagen einen Ausblick auf das, was uns im Jahr 2026 und darüber hinaus erwarten könnte. Schnallen Sie sich an, denn die Rallye der Edelmetalle ist mehr als nur ein Finanzphänomen – sie ist ein Spiegelbild unserer Zeit.
Die aktuellen Rekordstände im Detail: Ein historischer Moment
Um das Ausmaß der aktuellen Entwicklung zu verstehen, ist ein genauer Blick auf die Zahlen unerlässlich. Die jüngsten Preisbewegungen sind nicht nur bloße Korrekturen, sondern markieren historische Meilensteine, die seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen wurden.
- Der Goldpreis erreichte am 26. Dezember 2025 ein Allzeithoch von 4.531 US-Dollar pro Feinunze (31,1 Gramm). Dies entspricht einem Anstieg von fast 70 Prozent seit Jahresbeginn.
- Der Silberpreis schoss noch dramatischer in die Höhe und durchbrach erstmals die Marke von 75 US-Dollar pro Unze (konkret 75,15 US-Dollar). Seit Januar 2025 bedeutet dies eine atemberaubende Wertsteigerung von über 150 Prozent.
Ein derartiger Jahresanstieg, insbesondere bei Silber, wurde zuletzt 1979 verzeichnet – einem Jahr, das ebenfalls von hoher Inflation, geopolitischen Krisen und wirtschaftlicher Instabilität geprägt war. Dieser historische Vergleich unterstreicht die außergewöhnliche Natur der aktuellen Marktlage.
Tabelle: Performance von Gold und Silber im Jahr 2025
| Edelmetall | Preis (26.12.2025) | Anstieg seit Jan. 2025 | Historischer Vergleich |
|---|---|---|---|
| Gold | 4.531 USD / Unze | ca. +70 % | Höchster Stand in der Geschichte |
| Silber | 75,15 USD / Unze | ca. +150 % | Stärkster Jahresanstieg seit 1979 |
Diese Zahlen zeigen deutlich, dass Silber im Verhältnis zu Gold eine noch stärkere Dynamik entwickelt hat. Dies liegt an seiner Doppelfunktion: Es ist nicht nur ein monetäres Metall und ein sicherer Hafen, sondern auch ein unverzichtbares Industriemetall, dessen Nachfrage explodiert.
Haupttreiber der Preisrallye: Ein perfekter Sturm an den Märkten
Die beeindruckende Rallye von Gold und Silber ist kein Zufallsprodukt, sondern das Ergebnis eines Zusammentreffens mehrerer mächtiger globaler Kräfte. Diese Treiber verstärken sich gegenseitig und schaffen ein Umfeld, in dem die Flucht in Sachwerte nicht nur logisch, sondern für viele Investoren und Institutionen zur Notwendigkeit wird.
1. Geopolitische Unsicherheit und die Rolle als “sicherer Hafen”
Der wichtigste und unmittelbarste Treiber ist die anhaltende globale Instabilität. In Zeiten von Kriegen, Handelskonflikten und politischer Polarisierung greifen Anleger reflexartig auf Gold zurück.
- Ukraine-Krieg und Friedensverhandlungen: Die Unsicherheit über den Ausgang des Krieges in der Ukraine und die fragilen Verhandlungen zwischen den USA, der Ukraine und Russland halten die Märkte in Atem. Jede Eskalation oder jedes Scheitern der Diplomatie treibt Anleger in den Schutz des Goldes.
- Politische Instabilität in den USA: Die Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus und seine wiederholten Angriffe auf die Unabhängigkeit der US-Notenbank (Fed) haben das Vertrauen in den US-Dollar und amerikanische Staatsanleihen weltweit erschüttert. Eine innenpolitische Krise in der größten Volkswirtschaft der Welt, manifestiert durch eine drohende Haushaltssperre (Shutdown), verstärkt die Flucht aus dem Dollar.
- Globale Handelskonflikte: Chinas neue Strafzölle auf europäische Agrarprodukte, insbesondere in der Milch- und Käseindustrie, zeigen, dass die Ära der globalen Kooperation von einer neuen Welle des Protektionismus abgelöst wird. Solche handelspolitischen Risiken befeuern die Nachfrage nach neutralen Wertaufbewahrungsmitteln wie Gold.
York Tetzlaff, Chef der Fachvereinigung Edelmetalle, bringt es auf den Punkt: „Gold hat über Jahrhunderte eine große Stabilität bei der Kaufkraft – unabhängig von politischen Systemen, Währungen oder Wirtschaftskrisen.“ Diese zeitlose Eigenschaft macht es in der heutigen, von Krisen geschüttelten Welt so begehrt wie selten zuvor.
2. Die neue Geldpolitik: Schwacher Dollar und Zinssenkungsfantasien
Die Geldpolitik der großen Zentralbanken, insbesondere der US-Notenbank, ist ein weiterer entscheidender Faktor.
- Erwartete Zinssenkungen: Obwohl die Inflation weiterhin ein Thema ist, preisen die Märkte für 2026 Zinssenkungen durch die Fed ein. Sinkende Zinsen machen zinslose Anlagen wie Gold attraktiver, da die Opportunitätskosten (entgangene Zinserträge) für das Halten von Gold sinken.
- Schwäche des US-Dollars: Die politische Unsicherheit und die Erwartung sinkender Zinsen haben den US-Dollar geschwächt. Da Gold international in Dollar gehandelt wird, macht ein schwächerer Dollar das Edelmetall für Käufer mit anderen Währungen billiger, was die Nachfrage ankurbelt.
- Schwindendes Vertrauen in Fiat-Währungen: Die massive Ausweitung der Geldmenge seit der Finanzkrise 2008 und erneut während der Pandemie hat das Vertrauen in ungedeckte Papierwährungen untergraben. Anleger suchen nach Alternativen, die nicht beliebig vermehrt werden können. Neben Edelmetallen profitieren davon auch Kryptowährungen wie der Bitcoin, der ebenfalls neue Höchststände erreicht hat.
3. Die unersättliche Nachfrage der Zentralbanken
Einer der bemerkenswertesten Treiber der letzten zwei Jahre ist die massive und strategische Nachfrage von Zentralbanken aus aller Welt. Sie haben sich von Nettoverkäufern zu den größten Goldkäufern am Markt entwickelt.
- Strategische Diversifizierung: Viele Schwellenländer, allen voran China, reduzieren ihre Abhängigkeit vom US-Dollar und von US-Staatsanleihen. Gold dient als neutrales Reserve-Asset, das nicht von den Sanktionen eines einzelnen Landes betroffen sein kann.
- Rekordkäufe in 2024 und 2025: Laut einer Analyse der Europäischen Zentralbank (EZB) machten Zentralbanken 2024 über 20 % der globalen Goldnachfrage aus – eine Verdopplung gegenüber dem Durchschnitt der 2010er Jahre.
- Polen als größter Käufer: Ein überraschender Akteur ist Polen, das seine Goldreserven seit 2023 mehr als verdoppelt hat und 2024 mit fast 90 Tonnen der weltweit größte staatliche Goldkäufer war. Auch die Türkei hat ihre Bestände massiv aufgestockt.
Das Verhalten der Zentralbanken sendet ein starkes Signal an private und institutionelle Investoren: Wenn die Hüter der Währungen selbst massiv in Gold investieren, unterstreicht dies das Misstrauen in das eigene Finanzsystem.
4. Silber: Der doppelte Turbo durch Industrie und Investment
Während Gold primär als monetäres Metall fungiert, hat Silber eine entscheidende Doppelfunktion, die seinen Preisanstieg zusätzlich befeuert.
- Unverzichtbares Industriemetall:Silber ist für die moderne Technologie von entscheidender Bedeutung. Es besitzt die höchste elektrische und thermische Leitfähigkeit aller Metalle. Diese Eigenschaft macht es unersetzlich für:
- Halbleiterchips für Künstliche Intelligenz (KI): Der globale Boom bei KI-Anwendungen und der Ausbau von Rechenzentren erfordern riesige Mengen an spezialisierten Chips, in denen Silber eine Schlüsselkomponente ist.
- Photovoltaik: Jedes Solarmodul enthält Silber. Der weltweite Ausbau erneuerbarer Energien treibt die Nachfrage stetig an.
- Elektromobilität und 5G-Technologie: Auch hier ist Silber in zahlreichen elektronischen Bauteilen unverzichtbar.
- Das “Gold des kleinen Mannes”: Gleichzeitig ist Silber eine erschwingliche Alternative für Privatanleger, die sich vor Inflation und Krisen schützen wollen, aber nicht die Mittel für den Kauf ganzer Goldunzen haben. Die massive Preissteigerung bei Gold hat viele Anleger dazu veranlasst, auf Silber umzusteigen, was die Nachfrage weiter erhöht hat.
Dieser “doppelte Turbo” aus industrieller Notwendigkeit und monetärer Flucht macht Silber zu einem der volatilsten und gleichzeitig aussichtsreichsten Metalle im aktuellen Umfeld. Die Preissteigerung von über 150 Prozent in einem Jahr ist ein direkter Ausdruck dieser einzigartigen Angebots- und Nachfragesituation.
Die deutsche Perspektive: Warum Gold hierzulande so beliebt ist
In kaum einem anderen westlichen Industrieland ist die Affinität zu physischem Gold so ausgeprägt wie in Deutschland. Diese besondere Beziehung hat historische und kulturelle Gründe und macht Deutschland zu einem der wichtigsten Goldmärkte der Welt.
Historische Erfahrungen als Lehrmeister
Die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts ist geprägt von zwei verheerenden Hyperinflationen (1923 und 1948), die das Vermögen von Millionen Menschen vernichteten. Diese traumatischen Erfahrungen haben sich tief in das kollektive Gedächtnis eingebrannt und ein tiefes Misstrauen gegenüber Papiergeld und staatlichen Versprechen hinterlassen.
- Werterhalt statt Spekulation: Für viele Deutsche ist Gold weniger ein Spekulationsobjekt zur schnellen Gewinnerzielung, sondern vielmehr eine Versicherung – ein “eiserner Bestand” zum Schutz vor Kaufkraftverlust und Systemkrisen.
- Vertrauen in Sachwerte: Eine Umfrage des Bundesverbandes deutscher Banken Anfang 2025 bestätigte diesen Trend: Deutsche bevorzugen sichere Geldanlagen. An erster Stelle standen Immobilien (47 %), gefolgt von Tagesgeld (43 %) und direkt danach Gold (41 %). Interessanterweise gaben im Vorjahr nur 14 % Gold als bevorzugte Anlage an – ein Beleg für die massiv gestiegene Krisenwahrnehmung.
Steuerliche Vorteile und einfache Zugänglichkeit
Die Rahmenbedingungen in Deutschland und der EU fördern die Anlage in physisches Gold zusätzlich:
- Mehrwertsteuerbefreiung: Der Kauf von Anlagegold (Barren und anerkannte Anlagemünzen wie der Krügerrand oder Maple Leaf) ist in der gesamten EU von der Mehrwertsteuer befreit. Dies ist ein erheblicher Vorteil gegenüber Silber, auf das der volle Mehrwertsteuersatz anfällt (in Deutschland 19 %).
- Steuerfreie Gewinne: Gewinne aus dem Verkauf von physischem Gold sind nach einer Haltedauer von einem Jahr vollständig steuerfrei. Dies macht Gold zu einer äußerst attraktiven langfristigen Kapitalanlage im Vergleich zu Aktien oder Fonds, bei denen die Abgeltungsteuer anfällt.
Die Rolle des Recyclings: Deutschland als Vorreiter
Ein weiterer wichtiger Aspekt des deutschen Goldmarktes ist die hohe Bedeutung von Recyclinggold.
- Nahezu 100 % aus Recycling: Das in Deutschland produzierte Feingold stammt fast vollständig aus dem Recycling von Altgold (Schmuck, Zahngold) und Elektronikschrott. Die deutschen Scheideanstalten, viele davon in der “Goldstadt” Pforzheim ansässig, sind weltweit führend in der Rückgewinnung von Edelmetallen.
- Boomendes Geschäft: Die hohen Preise haben dazu geführt, dass das Recyclinggeschäft “brummt”, wie York Tetzlaff berichtet. Verbraucher bringen vermehrt alten Schmuck zu Scheideanstalten, um von den hohen Kursen zu profitieren. Dieses recycelte Gold ist qualitativ identisch mit Minengold und trägt maßgeblich zur Versorgung des Marktes bei, während es gleichzeitig nachhaltiger ist.
Diese Kombination aus historisch gewachsenem Vertrauen, günstigen steuerlichen Rahmenbedingungen und einer starken Recyclingindustrie zementiert die Sonderrolle Deutschlands als “Nation der Goldanleger”.
Analyse der Angebotsseite: Minenproduktion vs. Recycling
Während die Nachfrage nach Gold und Silber explodiert, bleibt die Angebotsseite angespannt. Die Fähigkeit des Marktes, die steigende Nachfrage zu bedienen, hängt von zwei Hauptquellen ab: der Minenproduktion und dem Recycling.
Minenproduktion: Ein träger Riese
Die globale Minenproduktion kann auf Preissteigerungen nur sehr langsam reagieren. Der Prozess von der Entdeckung einer neuen Goldader bis zur tatsächlichen Förderung ist extrem langwierig und kapitalintensiv.
- Lange Vorlaufzeiten: Experten schätzen, dass von der ersten Exploration über die Genehmigungsverfahren bis zum Bau und der Inbetriebnahme einer Mine 15 bis 20 Jahre vergehen. Kurzfristig von einer Preisrallye zu profitieren, ist für Minenbetreiber daher kaum möglich.
- Steigende Kosten und Nachhaltigkeitsstandards: Die Produktionskosten steigen stetig, da die leicht zugänglichen Vorkommen weitgehend erschöpft sind. Zudem haben sich große Minengesellschaften strengen Nachhaltigkeitsstandards (ESG) verpflichtet. Dies betrifft Umweltauflagen, soziale Standards in den Abbauregionen und Sicherheitsregeln, was Investitionen in neue Projekte sorgfältiger und oft teurer macht.
- Konstante Produktion: Infolgedessen ist die weltweite Minenproduktion in den letzten Jahren relativ konstant geblieben. Im dritten Quartal 2025 stieg sie laut der Fachvereinigung Edelmetalle nur um moderate zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Die träge Reaktion der Minenproduktion bedeutet, dass ein plötzlicher Nachfrageschub, wie wir ihn derzeit erleben, unweigerlich zu höheren Preisen führen muss, da das Angebot nicht flexibel erweitert werden kann.
Recycling: Die flexible und nachhaltige Quelle
Im Gegensatz zur starren Minenproduktion ist das Recycling eine wesentlich flexiblere Angebotsquelle. Die Menge an recyceltem Gold, das auf den Markt kommt, reagiert direkt auf den Preis.
- Preissensitivität: Hohe Preise schaffen einen starken Anreiz für Privatpersonen und Industrie, Altgold (z. B. alten Schmuck, Elektronikschrott) zu verkaufen. Die Scheideanstalten verzeichnen in Phasen hoher Preise einen massiven Zulauf.
- Wachsender Anteil am Gesamtangebot: Der Anteil von Recyclinggold am globalen Gesamtangebot wächst kontinuierlich. Es stellt eine wichtige Ergänzung zur Minenproduktion dar und hilft, Angebotsengpässe abzufedern.
- Nachhaltigkeitsvorteil: Recyceltes Gold ist deutlich umweltfreundlicher als neu gefördertes Gold. Es vermeidet die ökologischen und sozialen Probleme, die oft mit dem Bergbau verbunden sind. Für immer mehr Anleger und Schmuckhersteller wird die Herkunft des Goldes zu einem wichtigen Kriterium.
Tabelle: Vergleich der Goldquellen
| Eigenschaft | Minenproduktion | Goldrecycling |
|---|---|---|
| Reaktion auf Preis | Sehr langsam und träge (15-20 Jahre) | Schnell und flexibel |
| Investitionskosten | Extrem hoch | Gering (Infrastruktur vorhanden) |
| Nachhaltigkeit | Oft problematisch (Umwelt, Soziales) | Hoch, da Kreislaufwirtschaft |
| Anteil am Angebot | Dominant, aber stagnierend | Wachsend und dynamisch |
Die Angebotsseite ist somit gespalten: eine stagnierende Minenproduktion steht einer explodierenden Nachfrage gegenüber, während das Recycling nur bedingt als Puffer dienen kann. Diese Konstellation ist ein weiterer fundamentaler Grund für die anhaltend hohen und potenziell weiter steigenden Preise für Gold und Silber.
Ausblick und Prognose: Was erwartet uns 2026?
Die entscheidende Frage für jeden Anleger lautet: Sind die aktuellen Rekordpreise eine nachhaltige Entwicklung oder eine kurzfristige Blase, die bald platzen wird? Eine Analyse der zugrundeliegenden Faktoren deutet darauf hin, dass die fundamentalen Treiber für hohe Edelmetallpreise auch 2026 und darüber hinaus bestehen bleiben werden.
Szenarien für die zukünftige Preisentwicklung
Die zukünftige Entwicklung hängt maßgeblich vom Zusammenspiel der globalen wirtschaftlichen und politischen Kräfte ab.
Szenario 1: Anhaltende Unsicherheit und steigende Preise (Wahrscheinlich)
Dieses Szenario gilt unter den meisten Experten als das wahrscheinlichste. Die Kernargumente dafür sind:
- Strukturelle geopolitische Spannungen: Die Konflikte zwischen den USA und China, die Instabilität in Osteuropa und die zunehmende Polarisierung der Welt werden nicht über Nacht verschwinden. Diese Unsicherheiten bilden ein robustes Fundament für die Nachfrage nach sicheren Häfen.
- Anhaltende Nachfrage der Zentralbanken: Die strategische Abkehr vom US-Dollar wird sich fortsetzen. Länder wie China und andere Schwellenländer werden ihre Goldreserven weiter aufstocken, um ihre Währungen abzusichern und sich geopolitisch unabhängiger zu machen.
- Zinssenkungen und Inflation: Selbst wenn die Inflation leicht zurückgeht, werden die Realzinsen (Zins nach Inflation) voraussichtlich niedrig oder sogar negativ bleiben. Die großen Zentralbanken wie die Fed und die EZB werden aus Angst vor einer tiefen Rezession zögern, die Zinsen stark anzuheben. Dieses Umfeld ist ideal für Gold.
- Wachsende industrielle Nachfrage nach Silber: Der Megatrend Digitalisierung (KI, 5G) und Energiewende (Photovoltaik, E-Mobilität) ist unumkehrbar. Die industrielle Nachfrage nach Silber wird daher strukturell weiter steigen und das Angebot knapp halten.
Prognose: In diesem Szenario ist ein weiterer Anstieg der Preise wahrscheinlich. Der Goldpreis könnte die Marke von 5.000 US-Dollar testen, während der Silberpreis, getrieben durch die industrielle Nachfrage, das Potenzial hat, die Marke von 100 US-Dollar zu überschreiten.
Szenario 2: Wirtschaftliche Stabilisierung und Preiskorrektur (Unwahrscheinlich)
In einem optimistischeren Szenario könnte es zu einer Entspannung kommen:
- Erfolgreiche Politik der US-Regierung: Eine unerwartet erfolgreiche Wirtschaftspolitik der Trump-Administration könnte das Wachstum beschleunigen, die Inflation eindämmen und die geopolitischen Risiken reduzieren.
- Stärkerer US-Dollar und höhere Zinsen: Dies würde zu einem stärkeren Dollar und steigenden Realzinsen führen, was Gift für den Goldpreis wäre.
- Diplomatische Durchbrüche: Eine schnelle und nachhaltige Lösung im Ukraine-Krieg oder eine Entspannung im Handelskonflikt mit China würde die Nachfrage nach sicheren Häfen dämpfen.
Prognose: In diesem Fall wäre eine deutliche Korrektur bei Gold und Silber zu erwarten. Ein Rückfall des Goldpreises unter 4.000 US-Dollar wäre möglich. Dieses Szenario wird vom World Gold Council und anderen Analysten jedoch als weniger wahrscheinlich angesehen, da die zugrundeliegenden Probleme zu tiefgreifend sind, um schnell gelöst zu werden.
Schlussfolgerung: Eine neue Normalität für Edelmetalle
Die Rekordhochs bei Gold und Silber sind kein kurzfristiges Strohfeuer, sondern das Symptom eines fundamentalen Wandels in der globalen Wirtschafts- und Finanzarchitektur. Wir bewegen uns weg von einer unipolar-globalisierten Welt, die vom US-Dollar dominiert wird, hin zu einer multipolaren, unsichereren Ordnung. In dieser neuen Welt gewinnen reale, unpolitische Sachwerte wie Edelmetalle zwangsläufig an Bedeutung.
Für Anleger bedeutet dies, dass Gold und Silber nicht mehr nur eine Beimischung zur Risikostreuung sind, sondern ein zentraler Baustein für den Vermögensschutz in einem zunehmend unkalkulierbaren Umfeld. Die Preisrallye von 2025 könnte somit nur der Anfang einer langfristigen Neubewertung dieser ältesten Währungen der Menschheit sein. Die Frage ist nicht mehr, ob man in Edelmetalle investieren sollte, sondern wie man sie strategisch in sein Portfolio integriert, um für die kommenden turbulenten Jahre gewappnet zu sein.
FAQs: Häufig gestellte Fragen zu Gold- und Silberpreisen
Warum steigt der Goldpreis, wenn die Zinsen steigen sollen?
Obwohl steigende Zinsen Gold theoretisch unattraktiver machen, überwiegen derzeit andere Faktoren. Die Märkte preisen bereits zukünftige Zinssenkungen ein. Noch wichtiger sind die geopolitischen Unsicherheiten, die massive Nachfrage der Zentralbanken und die Angst vor einer Entwertung von Währungen, die den Goldpreis trotz eines restriktiven Zinsumfelds nach oben treiben.
Ist Silber eine bessere Investition als Gold?
Das hängt von der Risikobereitschaft ab. Silber hat aufgrund seiner industriellen Nachfrage und des kleineren Marktes ein höheres Volatilitäts- und damit auch Kurspotenzial. Es kann Gold in Aufschwungphasen deutlich übertreffen. Gold ist dagegen der etabliertere und stabilere “sichere Hafen”. Eine Kombination aus beidem kann sinnvoll sein, um sowohl von Stabilität als auch von spekulativen Chancen zu profitieren.
Wie kann ich am besten in Gold und Silber investieren?
Es gibt mehrere Möglichkeiten:
Physischer Kauf: Barren und Münzen bieten maximale Sicherheit und Kontrolle, sind in Deutschland bei Gold nach einem Jahr steuerfrei.
ETFs/ETCs (Exchange Traded Funds/Commodities): Börsengehandelte Fonds, die den Gold- oder Silberpreis abbilden. Sie sind liquide und einfach zu handeln. Wichtig ist, auf eine physische Hinterlegung (z.B. Xetra-Gold) zu achten.
Minenaktien: Aktien von Gold- und Silberminen bieten einen Hebel auf den Metallpreis, sind aber auch mit unternehmerischen Risiken verbunden.Ist es jetzt zu spät, um noch in Gold und Silber einzusteigen?
Trotz der Rekordhochs argumentieren viele Analysten, dass der langfristige Aufwärtstrend intakt ist. Die fundamentalen Treiber (Schulden, geopolitische Unsicherheit, Dedollarisierung) bleiben bestehen. Anstatt zu versuchen, den Markt zu timen, kann eine Strategie des regelmäßigen Kaufs (z.B. über einen Sparplan) sinnvoll sein, um einen durchschnittlichen Einstiegspreis zu erzielen und langfristig vom Trend zu profitieren.
Welche Rolle spielt China für den Goldpreis?
China spielt eine Doppelrolle und ist einer der wichtigsten Akteure. Die chinesische Zentralbank ist einer der größten Goldkäufer der Welt, um ihre Reserven vom US-Dollar zu diversifizieren. Gleichzeitig ist die chinesische Bevölkerung (insbesondere die wachsende Mittelschicht) einer der größten privaten Käufer von Goldschmuck und Anlagegold. Chinas Nachfrage ist somit ein entscheidender Stützpfeiler für den globalen Goldpreis.

