Die Neurowissenschaft hat in den letzten Jahrzehnten erstaunliche Fortschritte gemacht, doch es sind Menschen wie Erin Schuman, die unser Verständnis des Gehirns auf ein völlig neues Niveau gehoben haben.
Mit ihrer Entdeckung, dass die Bildung von Proteinen an den Synapsen eine zentrale Rolle für das Gedächtnis spielt, hat sie die Welt der Wissenschaft revolutioniert.
Für ihre bahnbrechenden Erkenntnisse wurde sie 2024 mit dem prestigeträchtigen Körber European Science Prize ausgezeichnet. Doch ihre Leistungen gehen weit über die Forschung hinaus. Schuman engagiert sich leidenschaftlich für die Chancengleichheit von Frauen in der Wissenschaft und die Vereinbarkeit von Familie und Karriere.
Ein Leben für die Forschung: Die Entdeckung der synaptischen Proteine
Wenn wir uns an neue Vokabeln oder vergangene Urlaube erinnern, geschieht das auf einer zellulären Ebene in unserem Gehirn. Erin Schuman entdeckte, dass dabei Proteine an den Synapsen gebildet werden, die die Kommunikation zwischen Neuronen ermöglichen und unser Gedächtnis steuern.
Diese Erkenntnis hat nicht nur unser Wissen über das Gehirn grundlegend verändert, sondern auch den Weg für neue Ansätze zur Behandlung von Gedächtnisstörungen und neurologischen Erkrankungen wie Alzheimer geebnet.
Schumans Entdeckung betont die enorme Bedeutung von synaptischer Plastizität, also der Fähigkeit des Gehirns, sich durch das Bilden neuer Verbindungen ständig zu verändern und anzupassen.
Diese Forschung hilft uns, besser zu verstehen, wie Lernen und Erinnern auf zellulärer Ebene funktioniert, und ermöglicht es Wissenschaftlern, neue Therapiemöglichkeiten zu entwickeln.
Der Körber-Preis: Eine Anerkennung für bahnbrechende Forschung
Am 20. September 2024 wurde Erin Schuman in Hamburg der Körber-Preis verliehen. Dieser Preis, der mit einer Million Euro dotiert ist, würdigt herausragende wissenschaftliche Leistungen, die das Potenzial haben, das Leben von Menschen weltweit zu verbessern.
Mit der Auszeichnung reiht sich Schuman in eine Liste der bedeutendsten Wissenschaftler Europas ein und trägt dazu bei, das Interesse und die Investitionen in die Neurowissenschaft weiter zu fördern.
Chancengleichheit für Frauen in der Wissenschaft: Schumans zweite Mission
Neben ihrer revolutionären Arbeit in der Neurowissenschaft setzt sich Schuman auch aktiv für die Förderung von Frauen in der Wissenschaft ein. In einem Bereich, der traditionell von Männern dominiert wird, kämpft sie für die Gleichstellung der Geschlechter und die Schaffung eines Umfelds, in dem Frauen ihre Karriere vorantreiben können, ohne zwischen Familie und Beruf wählen zu müssen.
Vereinbarkeit von Familie und Karriere: Ein persönliches Anliegen
Als Mutter von drei Töchtern kennt Schuman die Herausforderungen, die Frauen in der Forschung begegnen, nur zu gut. 2009 zog sie gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem ebenfalls renommierten Neurowissenschaftler Gilles Laurent, nach Deutschland, um am Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt am Main neue Abteilungen aufzubauen. Während dieser Zeit stellte sie fest, wie schwer es für viele Frauen ist, ihre Karriere fortzusetzen, wenn sie sich um ihre Kinder kümmern müssen.
Deshalb setzte sie sich dafür ein, dass das Institut mit einer Kinderkrippe, einem Stillzimmer und anderen Einrichtungen ausgestattet wurde, die es Wissenschaftlerinnen ermöglichen, Familie und Forschung miteinander zu verbinden. Schuman will, dass Frauen in der Wissenschaft nicht das Gefühl haben, sich zwischen ihren beruflichen Zielen und ihrer Familie entscheiden zu müssen. Ihre Vision ist ein Umfeld, in dem Frauen in Führungspositionen vertreten sind und ihre Karriere nicht durch familiäre Verpflichtungen behindert wird.
Ein inspirierender Arbeitsplatz: Das Max-Planck-Institut
„Es war eine alles verzehrende Aufgabe für uns“, sagt Schuman über die Gründung der neuen Abteilungen am Max-Planck-Institut. Sie und ihr Ehemann wollten einen Ort schaffen, der sowohl für deutsche als auch internationale Wissenschaftler ein inspirierender Ort des Lernens und der Entdeckungen ist. Diese Arbeit hat sich ausgezahlt: Heute zählt das Institut zu den weltweit führenden Forschungseinrichtungen im Bereich der Neurowissenschaften.
Einblick in das Privatleben: Zwischen Karriere und persönlichem Leben
Erin Schuman ist nicht nur eine herausragende Wissenschaftlerin, sondern auch eine Frau, die versucht, das Gleichgewicht zwischen Karriere und Privatleben zu halten. Sie beschreibt ihr Leben in Frankfurt als „relativ ruhig“ und genießt die Zeit mit ihrer Familie und Freunden. „Wir haben Freunde in der Nachbarschaft und auf dem Tennisplatz gefunden“, sagt sie. Doch das Leben in Europa hat auch seine Schattenseiten: Der Ozean, der sie von ihrer Familie und ihren Freunden in den USA trennt, bleibt eine Herausforderung.
Gleichzeitig schätzt Schuman die zentrale Lage von Frankfurt, das als Verkehrsknotenpunkt Europas zahlreiche Reisemöglichkeiten bietet. Für eine international renommierte Wissenschaftlerin, die oft auf Konferenzen und Forschungsreisen unterwegs ist, ist dies ein unschätzbarer Vorteil.
Engagement für die Geschichte: Die Aufarbeitung der Vergangenheit
Neben ihrer Arbeit in der Forschung und ihrem Engagement für Frauen in der Wissenschaft widmet sich Schuman auch der historischen Aufarbeitung der Geschichte des Max-Planck-Instituts während der Zeit des Nationalsozialismus. Zusammen mit ihrem Mann und anderen Kollegen hat sie sich intensiv mit der dunklen Vergangenheit des Instituts auseinandergesetzt. Vor zwei Jahren wurde im Foyer des Instituts ein Denkmal für die Opfer der Nazi-Zeit errichtet. Das Besondere: Das Denkmal wurde von Künstlern mit kognitiven Beeinträchtigungen gestaltet – ein starkes Zeichen für Inklusion und Gedenken.
Tabellen und Zahlen zu Frauen in der Wissenschaft
Jahr | Anteil Frauen in wissenschaftlichen Führungspositionen (%) |
---|---|
2000 | 12 |
2010 | 18 |
2020 | 26 |
2024 | 32 |
Die stetige Zunahme von Frauen in Führungspositionen zeigt die Fortschritte, aber auch den weiteren Handlungsbedarf. Durch Initiativen wie die von Erin Schuman können diese Zahlen weiter steigen.
Häufig gestellte Fragen:
Was hat Erin Schuman entdeckt?
Erin Schuman entdeckte, dass Proteine an den Synapsen des Gehirns gebildet werden, die entscheidend für das Lernen und Erinnern sind.
Wie fördert Schuman Frauen in der Wissenschaft?
Sie setzte sich für familienfreundliche Einrichtungen an ihrem Institut ein und engagiert sich aktiv für die Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen.
Was ist der Körber-Preis?
Der Körber European Science Prize wird für herausragende wissenschaftliche Leistungen verliehen und ist mit einer Million Euro dotiert.