Künstliche Intelligenz (KI) ist auf dem besten Weg, fast alle Bereiche unseres Lebens zu durchdringen – von Smartphones über Haushaltsgeräte bis hin zu Computern.
Doch während die technologisch fortgeschrittenen Nationen von diesen Innovationen profitieren, drohen ärmere Länder ins Hintertreffen zu geraten.
James Manyika, Senior Vice President für Forschung, Technik und Gesellschaft bei Google, warnte kürzlich vor einer noch größeren Bedrohung: der „KI-Kluft“ (AI Divide).
Was ist die „KI-Kluft“ und warum ist sie wichtig?
In der digitalen Ära haben wir bereits mit der Digitalen Kluft zu kämpfen – dem Unterschied zwischen Menschen, die Zugang zu Technologie und Internet haben, und denen, die dies nicht haben.
Die „KI-Kluft“ geht noch einen Schritt weiter: Sie bezeichnet den wachsenden Unterschied zwischen Ländern, die Zugang zu KI-Technologien und den notwendigen Ressourcen haben, und solchen, die diesen Zugang nicht besitzen.
Besonders gefährdet sind Entwicklungsländer im Globalen Süden, zu denen Länder in Afrika, Asien, Lateinamerika und Ozeanien gehören.
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Was bedeutet das für den Globalen Süden?
Laut Manyika, der kürzlich bei einem Event der Washington Post Live in New York sprach, könnten 118 Länder bei der Entwicklung und Nutzung von KI-Technologien abgehängt werden. Diese Länder hatten bislang wenig bis gar keinen Einfluss auf globale KI-Governance-Vereinbarungen, obwohl KI immense wirtschaftliche und gesellschaftliche Auswirkungen hat.
Besonders besorgniserregend ist, dass viele dieser Länder nicht einmal über die grundlegende Infrastruktur verfügen, die für die Nutzung von KI erforderlich ist – von der Stromversorgung bis hin zur Internetanbindung.
Herausforderungen der KI im Globalen Süden
1. Mangel an Infrastruktur
Eine der größten Herausforderungen, die Entwicklungsländer daran hindern, von KI zu profitieren, ist das Fehlen von Infrastruktur.
Viele Regionen im Globalen Süden haben keinen ausreichenden Zugang zu Computern, dem Internet oder sogar zu grundlegenden Energiequellen. Ohne diese Grundlagen können die Vorteile von KI nicht genutzt werden – egal wie fortschrittlich die Technologie ist.
Ein Beispiel dafür sind die fehlenden Datenzentren und KI-Modelle, die in den Ländern des Globalen Südens benötigt werden. Laut Manyika sei es entscheidend, diesen Ländern nicht nur Zugang zu Computern zu verschaffen, sondern auch eine entsprechende KI-Infrastruktur aufzubauen, die es ihnen ermöglicht, die Technologie effektiv zu nutzen.
2. Hohe Kosten und fehlende Ressourcen
Selbst wenn die Infrastruktur vorhanden ist, stehen viele Entwicklungsländer vor dem Problem, dass die Kosten für den Zugang zu KI-Technologien oft unerschwinglich sind. Viele der fortschrittlichen KI-Systeme erfordern teure Hochleistungsrechner und spezialisierte Software, die für ärmere Länder kaum erschwinglich sind.
Dies verstärkt die Kluft weiter und hindert diese Länder daran, in einer zunehmend KI-dominierten Welt wettbewerbsfähig zu bleiben.
3. Fehlende Beteiligung an globaler KI-Governance
Einer der beunruhigendsten Aspekte der sich abzeichnenden KI-Kluft ist, dass viele Länder im Globalen Süden nicht in den internationalen Diskurs über KI einbezogen werden. Von den 125 Ländern, die an internationalen Diskussionen zur sicheren Nutzung von KI beteiligt sind, haben lediglich 7 eine aktive Rolle gespielt.
Dies bedeutet, dass ein Großteil der Welt keine Mitsprache in Bezug auf die Regeln und Normen hat, die für die Nutzung und Verbreitung von KI-Technologien festgelegt werden.
Lösungsansätze: Was kann getan werden?
Um die drohende KI-Kluft zu verhindern, sind Maßnahmen erforderlich, die alle Menschen und Länder einschließen. James Manyika betonte die Bedeutung von globalen Initiativen, die darauf abzielen, den Zugang zu KI-Technologien zu erweitern und gleichzeitig die Kosten zu senken.
1. Verbesserung der Internetanbindung
Ein entscheidender Schritt zur Schließung der KI-Kluft ist die Verbesserung der Internetinfrastruktur. Google hat bereits mehrere Projekte gestartet, um die Konnektivität in Afrika zu verbessern. Eines dieser Projekte ist das Verlegen von Unterseekabeln wie der „Olaudah Equiano“-Kabel, das die Internetanbindung von Nord- bis Südafrika verbessert, sowie das „Umoja“-Kabel, das Ostafrika mit Asien verbindet. Diese Initiativen sollen die Kosten senken und den Zugang zu schnellem Internet ermöglichen.
2. Zugang zu KI-Tools und Modellen
Neben der Konnektivität ist es wichtig, den Zugang zu KI-Tools und Modellen zu erleichtern. Viele Unternehmen und Organisationen arbeiten bereits daran, KI-Systeme zu entwickeln, die in verschiedenen Sprachen verfügbar sind. Google Translate ist ein hervorragendes Beispiel für den Einsatz von KI, um Sprachbarrieren zu überwinden. In den letzten drei Jahren hat Google die Anzahl der verfügbaren Sprachen von 30 auf 243 erhöht, wobei der Fokus auf Sprachen liegt, die im Globalen Süden gesprochen werden.
3. Schaffung einer fairen KI-Governance
Ein weiteres wichtiges Thema ist die Einbindung des Globalen Südens in die globalen Gespräche über KI-Governance. Im April 2025 wird in Kigali, Ruanda, ein globaler KI-Gipfel stattfinden, bei dem sichergestellt werden soll, dass auch die Interessen und Bedürfnisse Afrikas und anderer Entwicklungsländer berücksichtigt werden.
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Was ist der Nutzen von KI für Entwicklungsländer?
Der Zugang zu KI-Technologien bietet nicht nur wirtschaftliche Vorteile, sondern kann auch helfen, soziale und humanitäre Probleme zu lösen. Hier sind einige Beispiele, wie KI das Leben in Entwicklungsländern verbessern könnte:
- Verbesserte Gesundheitsversorgung: KI kann zur Diagnose von Krankheiten und zur Entwicklung neuer Behandlungsmethoden eingesetzt werden, was in Ländern mit eingeschränktem Zugang zu medizinischer Versorgung von unschätzbarem Wert ist.
- Landwirtschaft: Durch den Einsatz von KI können landwirtschaftliche Betriebe effizienter arbeiten, was besonders in Regionen mit begrenzten Ressourcen wichtig ist.
- Bildung: KI kann den Zugang zu Bildungsressourcen verbessern, indem sie Lerninhalte personalisiert und in verschiedenen Sprachen zugänglich macht.
FAQs zur drohenden KI-Kluft
Was bedeutet die „KI-Kluft“?
Die „KI-Kluft“ bezieht sich auf den wachsenden Unterschied zwischen Ländern, die Zugang zu KI-Technologien haben, und solchen, die dies nicht tun, insbesondere im Globalen Süden.
Wie kann man die KI-Kluft schließen?
Um die KI-Kluft zu schließen, müssen die Infrastruktur verbessert, die Kosten gesenkt und der Zugang zu KI-Tools erleichtert werden. Globale Initiativen und faire KI-Governance sind ebenfalls entscheidend.
Warum ist die KI-Kluft ein Problem?
Eine ungleiche Verteilung von KI-Technologien könnte den wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt in Entwicklungsländern erheblich bremsen und die globale Ungleichheit verschärfen.
Fazit: Eine gerechte KI-Zukunft für alle
Die Bedrohung durch eine sich vertiefende KI-Kluft ist real, aber es gibt Hoffnung. Mit den richtigen Investitionen in Infrastruktur, Konnektivität und Governance kann sichergestellt werden, dass alle Menschen, unabhängig von ihrem Wohnort, von den Vorteilen der KI profitieren.
Die Zukunft der KI sollte eine gerechte und inklusive sein – eine, die nicht nur auf den technologisch fortschrittlichen Nationen basiert, sondern die auch die Stimmen und Bedürfnisse der Entwicklungsländer berücksichtigt.