Protestierende schlagen Alarm, wie sie es seit Wochen tun. Istanbuler Tierschutzaktivisten wie Jonner Alai sagen, sie wollen einen Massenmord verhindern – so nennen sie die Pläne der türkischen Regierung, Streunenhunde des Landes zu töten.
Ein neues Regierungsgesetz sieht die mögliche Euthanasie von Streunenhunden in Istanbul und anderen Orten vor. Jonner mobilisiert den Widerstand gegen dieses Vorhaben.
Positive Reaktionen und starke Verbindungen
Die Mehrheit der Bevölkerung reagiert positiv auf die Protestaktionen. Jeder kennt die Tiere, die in ihrer Nachbarschaft leben, und viele haben im Laufe der Zeit auch Beziehungen zu den Streunern aufgebaut. Ein Beispiel ist der Hund Zatin, der auf der asiatischen Seite Istanbuls lebt und einen besonderen Platz in Jonners Herz hat. Für Jonner und viele andere Aktivisten scheitern die Pläne der Regierung an einer verfehlten Politik.
„Sie wissen nicht einmal, wie viele Streunenhunde es im Land gibt oder wie viele bereits erfolgreich sterilisiert wurden,“ äußerte sich Jonner. „Ihre einzige Lösung ist es, die Tiere einzufangen und zu töten, wenn sie nicht innerhalb von vier Wochen einen Besitzer finden.“
Die Streunenhunde in der Türkei
Schätzungsweise gibt es rund 2 Millionen Streunenhunde in der Türkei. In Istanbul sind sie genauso Teil des Stadtlebens wie die berühmten Katzen. Obwohl Hunde von gläubigen Muslimen oft als unrein angesehen werden, führen viele ein friedliches Leben auf den Straßen und nur wenige zeigen aggressives Verhalten.
Geplanter Maßnahmenkatalog
Die Regierung plant, Hunde aus den überfüllten staatlichen und kommunalen Tierheimen zur Adoption über das Internet anzubieten. Finden die Tiere keinen neuen Besitzer, sollen sie eingeschläfert werden. Die Plätze der euthanasierten Hunde würden dann mit neu eingefangenen Streunern belegt, bis das Problem „gelöst“ sei.
Präsident Erdogan zeigt sich unbeeindruckt von den anhaltenden Protesten gegen das geplante Gesetz. „Die bisherige Methode des Einfangens und Sterilisierens von Streunenhunden hat versagt und keine Lösung gebracht,“ erklärte Erdogan. „Wir werden eine Kampagne zur Adoption der Tiere starten. Wenn wir erfolgreich sind, müssen wir hoffentlich nicht zum nächsten Schritt übergehen.“ Der nächste Schritt wäre das Töten der nicht adoptierten Hunde.
Engagement der Aktivisten
Ohne Menschen wie Jonner und seine Mitstreiter hätten viele der streunenden Tiere in der Megastadt keine Überlebenschance. Die Aktivisten verteilen Futter und kümmern sich um kranke Tiere. „Wir leben schon lange mit den Tieren in dieser Stadt. Wir teilen den städtischen Raum mit ihnen, genauso wie mit unseren menschlichen Nachbarn. Und wie mit Menschen verbringen wir Zeit miteinander, unterhalten uns und unterstützen einander,“ erklärt Jonner.
Gegnerische Stimmen und Alternativen
Es gibt allerdings auch Befürworter des geplanten Gesetzes. S. Chan, Mitglied einer Bürgerinitiative, die das Gesetz unterstützt, sieht in den Streunenhunden eine Gefahr für die Menschen im Land. „Kinder werden auf ihrem Schulweg von Hunden angegriffen. Es gibt unzählige Todesfälle durch Verkehrsunfälle, die durch diese Tiere verursacht werden. Und sie sind nicht nur für Menschen, sondern auch für die Natur eine Gefahr. In Wäldern und Naturparks greifen die Hunde Wölfe, Füchse und Hirsche an,“ sagt Chan.
Trotz solcher Warnungen glauben Tierschützer wie Jonner Alai, dass diese Probleme auch ohne Tötungen gelöst werden können. Er wird von Tierärzten wie Dr. Ünal unterstützt. „Es gibt nicht genügend geeignete Tierheime noch die notwendigen Tierärzte für so einen Plan. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass Kollegen an den Tötungen teilnehmen,“ erklärt Dr. Ünal.
Zukünftige Herausforderungen und Hoffnungen
Der Plan der türkischen Regierung steht vor zahlreichen Herausforderungen. Vielleicht werden es Jonner Alai und die anderen Tierschutzaktivisten doch noch schaffen, das Gesetz zu stoppen. Dann könnten Streunenhunde wie Zatin weiterhin friedlich durch die Straßen Istanbuls wandern. Der Ausgang der Proteste und die zukünftigen Regelungen stehen noch in den Sternen, aber die Entschlossenheit der Aktivisten gibt Anlass zur Hoffnung.